2. Preis Charity Award 2025
Keine Ahnung von Reanimation? Studierende vermitteln Kompetenz
Mehr als 400 Studierende der Gesundheitsberufe setzen sich bundesweit dafür ein, Laien lebensrettende Reanimationsmaßnahmen zu vermitteln. Das Projekt heißt „First Aid For All“ (FAFA) und wird mit dem 2. Preis des Springer Medizin Charity Awards ausgezeichnet.
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Freuten sich über den zweiten Preis beim diesjährigen Springer Medizin Charity Award für ihr Projekt First Aid for All: Tyrese-Malik Neumann-Hamid (2.v.r) und Lea-Sophie Kartmann (M.). Auf der Bühne mit Moderatorin Ive Fehring, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von Springer Medizin, Fabian Kaufmann (2.v.r.) und Sponsor Kai Tobien, CEO bei Medperion (r.).
© Marc-Steffen Unger
„Stell dir Folgendes vor: Du schlenderst nichts ahnend über den Markt und beobachtest einen Menschen, der plötzlich vor dir zusammenbricht. Du hörst ein lautes Ächzen. Es folgt ein Sturz. Bewusstlosigkeit. Schnappatmung. Herzstillstand. Weißt du, was zu tun ist?“
Mit dieser Frage versuchen Studierende der bundesweiten Aktion „First Aid for All“ weitere Kommilitoninnen und Kommilitonen für ihre Aufklärungsarbeit mit ins Boot zu holen.
Die Argumente, mit denen sie für ihre Arbeit trommeln, lassen keinen Zweifel: Trotz bester medizinischer Versorgung und rascher Reaktion der Rettungskräfte überleben nur elf Prozent der Betroffenen mit einem außerklinischen Herzstillstand. Der Grund: Nur 55,4 Prozent der Bevölkerung verfügen über praktisch anwendbares Wissen zur Ersten Hilfe, insbesondere zur Reanimation.
Nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde
Die Aufforderung an andere Studierende, mitzumachen im Projekt, basiert auf harten Fakten und einer ehrlichen Frage: „Du kannst dir leicht ausrechnen, wie hoch deine Chancen sind, in solch einer Situation gerettet zu werden! Wann war eigentlich dein letzter Erste Hilfe-Kurs?“
„Ich habe meinen Erste-Hilfe-Kurs im Alter von neun Jahren gemacht“, sagte der Präsident der Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) Tyrese-Malik Neumann-Hamid am Dienstagabend in Berlin bei der Verleihung des Charity Awards. Es sei nie zu früh, um mit der Ersten Hilfe zu starten.
Springer Medizin Gala 2025
Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2025.
Projektleitern Lea-Sophie Kartmann sprach sich für verpflichtende Auffrischungskurse aus. „Die Lernkurve ist stark abfallend und alle fünf Jahre ändern sich die Leitlinien“, so Kartmann. Sie würden auch in Kindergärten gehen, um schon die Kleinsten für das Thema zu sensibilisieren, berichtete Kartmann bei der Preisverleihung.
„First Aid for All“ ist ein bundesweites Bildungsprojekt der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). Mit dabei sind engagierte Studierende der Gesundheitsberufe – von Medizin über Pflege bis hin zur Hebammenwissenschaft.
Sie vermitteln Botschaften, die viele Bürger nicht kennen: Nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Frühzeitige Wiederbelebung kann Leben retten – lange bevor der Rettungsdienst eintrifft.
Ziel: Laienreanimationsquote erhöhen
Als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren will FAFA lebensrettende Maßnahmen in die Gesellschaft tragen. Ziel ist es, die Laienreanimationsquote in Deutschland zu erhöhen und eine Kultur des Helfens zu etablieren.
Im Jahr 2023 etwa fanden 144 Trainings in 18 Universitätsstädten statt – an die 9400 Menschen wurden geschult, darunter Kinder, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren, Geflüchtete aus anderen Ländern und Studierende.
„Mit Hilfe von Reanimationsschulungen möchten wir vorhandene Hemmnisse in der Gesellschaft abbauen und eine Bereitschaft zur Reanimation sowie generell zum Helfen schaffen“, so Mitarbeitende des Projekts. Um diese Mentalität fest zu verankern, sollen insbesondere Schülerinnen und Schüler in den Fertigkeiten der Reanimation ausgebildet werden. Hierfür werden immer mehr Lokalgruppen an verschiedenen Fakultäten in ganz Deutschland gegründet, um vor Ort die Schülerinnen und Schüler auszubilden.“
Faustregel: Prüfen – Rufen – Drücken
Das Train-the-Trainer-Modell ermöglicht es ausgebildeten Studierenden, ihr Wissen eigenständig weiterzugeben und Reanimationstrainings zu initiieren. In kostenfreien, niederschwelligen Workshops vermitteln sie an Reanimationspuppen die einfache Faustregel: Prüfen – Rufen – Drücken.
Viele bringen Erfahrung aus der Intensiv- oder Notfallmedizin mit und vertiefen ihr Know-how in Kooperation mit Anästhesieabteilungen und durch Zertifizierungen der deutschen Fachgesellschaft für Reanimation.
FAFA engagiert sich zudem politisch: Die langfristige Vision ist es, Reanimationstrainings fest im Schulunterricht zu verankern. Gemeinsam mit Lehrkräften und unterstützt von bildungspolitischen Entscheidungsträgern soll daran gearbeitet werden, lebensrettende Erste Hilfe von klein auf zur Selbstverständlichkeit zu machen.
Springer Medizin Gala
Preisträger des Springer Medizin Charity Awards feierlich gekürt
Die Initiatoren lassen keinen Zweifel: Mit dieser Arbeit steht FAFA für eine Gesellschaft, in der alle helfen können und es auch tun. Die Botschaft: Wenn die Kompetenz zur Reanimation so selbstverständlich wird wie die Fähigkeit zum Fahrradfahren, dann wird nicht nur Zeit im Notfall gewonnen, sondern auch der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt. „Das einzige was man falsch machen kann, ist nichts zu tun“, sagt Tyrese-Malik Neumann-Hamid. Den Notruf könne im Zweifelsfall jeder wählen.
Mit dem Preisgeld sollen vor allem Gruppen gefördert werden, die erst seit kurzer Zeit dabei sind und Unterstützung brauchen, kündigte Projektleiterin Lea-Sophie Kartmann bei der Preisverleihung an. (fuh)












