Millionen Obdachlose in Birma und China

PEKING/RANGUN (dpa/akr). Das verheerende Erdbeben in China hat über fünf Millionen Menschen obdachlos gemacht. In Birma kommt indessen die Hilfe für die Zyklon-Opfer immer noch viel zu langsam an.

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In Birma können wegen der schlechten Straßen oft nur kleine Lastwagen in das Irrawaddy-Delta fahren, sagte ein Sprecher der UN-Büros in Bangkok. Deshalb seien dringend Lagerhäuser für die Hilfsgüter nötig. Inzwischen sind auch Hilfsgüter und Medikamente des Malteser Hilfsdienstes (MHD) eingetroffen. Damit können 30 000 Menschen drei Monate versorgt werden. "Unsere sehr gut ausgebildeten einheimischen Nothilfe-Experten haben freien Zugang zur Katastrophenregion", berichtet Roland Hansen vom MHD.

Im Katastrophengebiet sind 100 einheimische und neun weitere Mitarbeiter im Einsatz. In der Stadt Labutta hat die Organisation eine mobile Nothilfe-Klinik aufgebaut. Dort haben Mitarbeiter in den ersten Stunden nach der Öffnung 250 Patienten behandelt.

Die Menschen leiden vor allem an Durchfall und Hautkrankheiten. "Der dritthäufigste Behandlungsgrund sind Verbrennungen, die sich Patienten beim Kochen mit offenem Feuer im Freien zugezogen haben", berichten Mitarbeiter der Malteser. Ein weiteres Problem sei die Versorgung von Säuglingen und Kindern. Viele der stillenden Mütter hätten als Reaktion auf den Schrecken der vergangenen Tage keine Muttermilch mehr. Die Malteser haben bereits einen weiteren Hilfsgüter-Transport und weiteres Personal nach Labutta entsandt. Das Regime hat die Opferzahlen am Freitag drastisch nach oben korrigiert: auf 78 000 Tote und 56 000 Vermisste

Das verheerende Erdbeben in China hat rund fünf Millionen Menschen obdachlos gemacht. Bislang sind in der betroffenen südwestchinesischen Provinz Sichuan rund 29 000 Todesopfer bestätigt worden. Doch rechnet der Krisenstab mit mehr als 50 000 Toten. Wie die chinesische Regierung laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, wurden in Sichuan und den Nachbarprovinzen 200 000 Menschen durch das Erdbeben verletzt.

In beiden Ländern fürchten Experten das Ausbrechen von Seuchen. In Birma gibt es - wie bereits berichtet - erste Cholera-Kranke. Auch Erkrankungen an bakterieller Ruhr seien bereits aufgetreten, sagte Professor Rolf Horstmann vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser breche zusammen, weil die Trennung von Fäkalien nicht mehr gewährleistet sei.

Es gebe überall Menschen, die dauerhaft Krankheitserreger ausscheiden, die sich dann bei fehlender Abwasserentsorgung vermehren. Verhindert werden könne eine Ausbreitung von Krankheiten nur, wenn für sauberes Trinkwasser gesorgt wird. Aber selbst das Grundwasser aus neu gebohrten Brunnen könne bereits verseucht sein. "Je wärmer es ist, desto schneller vermehren sich die Bakterien."

Für Menschen, die in den überfluteten Gebieten in Birma oder im chinesischen Erdbebengebiet erkranken, sei eine rechtzeitige Behandlung wichtig. "Vor allem bei Cholera muss der große Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden", sagte Horstmann. Dazu seien Infusionen geeignet, aber auch das Trinken einer Lösung aus Wasser, Salz und Zucker helfe. Antibiotika sind vor allem bei der bakteriellen Ruhr wichtig.

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