Arznei im Fleisch

Pferdefleisch-Skandal erreicht neue Dimension

Ein neuer Lebensmittelskandal erschüttert Europa. Erste Arzneifunde in Pferdefleisch nähren Sorgen über Gesundheitsrisiken. Der Kreis der Betroffenen weitet sich aus. Lasagne verschwindet aus den Supermarkt-Regalen.

Veröffentlicht:
Lasagne im Ofen - guten Appetit!

Lasagne im Ofen - guten Appetit!

© Friso Gentsch/dpa

BERLIN. Der europäische Pferdefleisch-Skandal hat eine neue Dimension erreicht: In London gab es am Donnerstag erste Hinweise auf Rückstände von Medikamenten in Pferdefleisch und in Deutschland sind immer mehr Bundesländer und Unternehmen von dem Fleisch-Skandal betroffen.

Nach der Metro-Tochter Real entdeckte auch die Supermarktkette Edeka Pferdefleisch in Fertiggerichten, die eigentlich nur Rind enthalten sollten.

Tests der britischen Lebensmittelaufsicht ergaben, dass Fleisch von drei mit dem Medikament Phenylbutazon gespritzten Pferden wohl in die Nahrungskette geraten ist. Die geschlachteten Tiere wurden nach Frankreich exportiert.

Dort fielen Tests zunächst negativ aus, sagte der britische Ernährungsstaatssekretär David Heath. Das Mittel wird bei Pferden auch als Dopingmittel verwendet. Das Gesundheitsrisiko für Menschen ist nach Einschätzung der britischen Behörden aber nur gering.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) forderte die Justizbehörden zu Ermittlungen auf. „Wir haben es offenbar mit einem bislang einmaligen Fall von Verbrauchertäuschung zu tun“, sagte sie in Berlin.

Beimischung bis zu fünf Prozent

In dem Tiefkühl-Produkt „Gut & Günstig Lasagne Bolognese“ seien bei Analysen in einzelnen Stichproben geringe Mengen Pferdefleisch gefunden worden, sagte ein Edeka-Sprecher in Hamburg.

Der Artikel sei am Dienstag vorsorglich aus dem Verkauf genommen worden, nachdem der Lieferant eine mögliche Beimischung von Pferdefleisch nicht ausschließen konnte. Die beigemischte Menge liege bei einem bis fünf Prozent.

Bereits am Mittwochabend hatte Real eine Tiefkühl-Lasagne zurückgerufen, nachdem bei Stichproben Anteile von Pferdefleisch entdeckt worden waren.

„Jeder Kunde, der den Artikel in den Markt zurückbringt, bekommt den Kaufpreis zurückerstattet“, sagte ein Unternehmenssprecher in Düsseldorf.

Die Lasagne der Eigenmarke „Tip“ sei bundesweit in allen 316 Real-Märkten verkauft worden. Das Unternehmen sehe sich „als Opfer einer vorsätzlichen Täuschung“.

Tiefkühl-Lasagne mit möglicherweise falsch deklariertem Pferdefleisch wurde zudem in einem Lager in Brandenburg vorsorglich sichergestellt. Auch hier gibt es eine Spur nach NRW: Von dort sei das verdächtige Produkt über einen Großhändler nach Brandenburg gelangt.

In Niedersachsen wurde ein Kühlhaus geschlossen. Bayern kündigte verschärfte Kontrollen an, hat aber bislang keine Auffälligkeiten entdeckt.

Die EU-Kommission hat unterdessen betont, mit DNA-Tests wirksamer gegen falsch deklariertes Fleisch vorgehen zu wollen. Die ersten 2500 Gentests könnte es den Plänen zufolge im März geben, etwa 200 davon in Deutschland.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine Testreihe zu Phenylbutazon vorschlagen, das auch als Doping-Mittel im Pferdesport verwendet wird. (dpa)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar: Sauerei mit Pferden

Jetzt abonnieren
Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 15.02.201323:48 Uhr

Essen ist pferdich !!!

gewinnt da je nach Dialekt eine völlig neue Dimension. MfG

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus