Studie von Bevölkerungsforschern

Weniger Geburten: Frauen haben wegen Corona Kinderwunsch aufgeschoben

Deutschland verzeichnet seit Jahresbeginn eine sinkende Geburtenziffer und vollzieht damit eine Entwicklung nach, die in anderen Ländern schon zu Beginn der Pandemie beobachtet wurde.

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Während in vielen europäischen Ländern die Fruchtbarkeitsziffer schon zu Beginn der Pandemie sank, blieb sie in Deutschland zunächst konstant, stieg sogar leicht. Das hat sich seit Jahresbeginn geändert.

Während in vielen europäischen Ländern die Fruchtbarkeitsziffer schon zu Beginn der Pandemie sank, blieb sie in Deutschland zunächst konstant, stieg sogar leicht. Das hat sich seit Jahresbeginn geändert.

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Wiesbaden. Die Geburtenziffer in Deutschland ist seit Beginn des Jahres deutlich unter das Niveau der Vorjahre gefallen. Während der Wert von 2015 bis 2021 noch zwischen 1,5 und 1,6 Kindern pro Frau pendelte, sank er zum Jahresanfang 2022 auf 1,3 bis 1,4, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Dienstag mitteilte.

Die Behörde bezog sich auf eine internationale Studie, die sie gemeinsam mit der Universität Stockholm veröffentlichte. Dazu wurde den Angaben zufolge die sogenannte Gesamtfruchtbarkeitsrate (TFR) auf Grundlage der monatlichen Geburtenstatistik saisonbereinigt dargestellt. Daraus ergibt sich ein massiver Rückgang der TFR um über zehn Prozent gegenüber den Jahren vor der Pandemie.

Während in vielen europäischen Ländern die Fruchtbarkeitsziffer schon zu Beginn der Pandemie sank, blieb sie in Deutschland zunächst konstant, stieg sogar leicht. Laut der neuen Studie brach die TFR im Januar 2022 jedoch auch in Deutschland auf 1,38 ein und verharrte in den folgenden drei Monaten auf diesem Niveau.

Erst Impfung, dann Kinderwunsch

Eine wesentliche Ursache für die rückläufige Fruchtbarkeitsziffer sehen die Studieautoren darin, dass Frauen beim Start der Impfkampagne im Frühjahr 2021 ihren Kinderwunsch zunächst zurückgestellt haben. „Es ist plausibel, dass sich manche Frauen erst impfen lassen wollten, bevor sie schwanger werden“, sagte der Forschungsdirektor am BiB, Martin Bujard. „Da die Impfung zunächst für Schwangere nicht empfohlen war, wurde der Kinderwunsch oftmals aufgeschoben.“

Im Mai 2022 zeichnete sich wieder eine leichte Erholung der Geburtenziffer ab (1,48), was auf ein Ende dieses Aufschubs deuten könnte. Wie die Entwicklung in den kommenden Monaten weitergeht, ist derzeit noch unklar.

In Skandinavien, das gewöhnlicherweise höhere Fruchtbarkeitsziffern aufweist, ist laut Studie ein ähnlicher Rückgang erkennbar. „Die Corona-Pandemie hat erhebliche Effekte auf das kurzfristige Geburtenverhalten verursacht, was man auch in anderen Ländern Europas erkennen kann“, sagte Bujard. (KNA)

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