"15 Prozent der GKV-Ausgaben für Prävention -  das wäre vernünftig"

Deutschland hat deutliche Defizite bei der Prävention. Experten fordern eine neue Aufgabenverteilung.

Veröffentlicht:

BERLIN (naf). Für Prävention wird in Deutschland weiterhin zu wenig Geld ausgegeben. Derzeit entfielen nur ein bis zwei Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen auf Prävention. "Zehn bis 15 Prozent sind eine vernünftige Zielgröße", forderte Professor Stefan Willich von der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention anlässlich eines Kongresses zur individualisierten Prävention an der Berliner Charité.

Nach Ansicht von Willich ist die Prävention in Deutschland defizitär entwickelt. Er nahm auch die Fachgesellschaften in die Pflicht, die Prävention oft nicht als genuin ärztliche Aufgabe sähen. "Der erste Schritt wäre, dass auch unsere ärztlichen Kollegen Prävention mit in ihren medizinischen Fokus einbeziehen."

Außerdem fehle es an Konzepten, damit Präventionsangebote die richtigen Zielgruppen erreichen. Sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit wenig Einkommen und geringer Schulbildung seien stärker von gesundheitlichen Problemen betroffen, erinnerte er. Dr. Martin Schlaud von der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie merkte an, dass diese Gruppen sich in der Regel nicht über Gesundheitsthemen im Internet informieren oder Broschüren bestellen. "Man muss in die Kindergärten gehen und versuchen, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen", forderte Schlaud. "Über die Kinder erreicht man auch die Eltern gut. Das ist einer der Schlüsselzugänge."

Hans-Werner Pfeiffer vom Europäischen Verband der Sozialversicherungsärzte (EUMASS) forderte, Prävention nicht länger als Aufgabe bei den gesetzlichen Krankenkassen anzusiedeln. "Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", sagte Pfeiffer. Obwohl mehr präventive Angebote langfristig zu Einsparungen führten, hätten Krankenkassen im Wettbewerb keinen Anreiz für breite Kampagnen. Umfangreiche Präventionsarbeit habe aus Sicht der Kassen einen zu großen Streueffekt, weil sie vielen Versicherten der Konkurrenten zugutekommt, so Pfeiffer.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!