FDP-Anfrage im Bundestag

280 Tote durch Spätfolgen nach Masern

Die Impfquoten in Deutschland sind unbefriedigend. RKI-Präsident Wieler setzt auf Gesundheitsämter und hält nichts von einer Impfpflicht.

Veröffentlicht:
Das Risiko für schwerwiegende Erkrankungsfolgen ist durch bestehende Impflücken groß, schätzt das RKI.

Das Risiko für schwerwiegende Erkrankungsfolgen ist durch bestehende Impflücken groß, schätzt das RKI.

© stnazkul / stock.adobe.com

BERLIN. Fast 200 000 Menschen in Deutschland sind in den vergangenen zehn Jahren an Erkrankungen gestorben, gegen die es eine Impfung gibt. Allein die Spätfolgen der Masern kosteten seit 2007 mindestens 280 Menschen das Leben. Das ergibt sich aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion zu Impfquoten, die am Freitag der Zeitung "Die Welt" vorlag.

Die Freien Demokraten hatten in der Begründung für ihre Anfrage auf das Robert-Koch-Institut (RKI) verwiesen, das massive Defizite beim Impfschutz in Deutschland beklagt.

Auf der Suche nach Strategien für eine Masern-Elimination in Deutschlands hatte sich RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler in einem im September veröffentlichten Gastbeitrag für die "Ärzte Zeitung". gegen eine "womöglich auch als preiswerte Maßnahme" angesehene Impfpflicht ausgesprochen. Voraussetzung für eine Elimination sei "vor allem der Wille, Gesundheitsämter personell und finanziell so auszustatten, dass sie als kompetente Taktgeber vor Ort handeln können", sagte Wieler.

Auch Abrechnungshindernisse sollten aus seiner Sicht abgebaut werden, damit jeder Arztkontakt zum Schließen von Impflücken genutzt werden könne. So müssten etwa Kinderärzte die anwesenden Eltern mit impfen können. Solche rein bürokratischen Hindernisse stellten fachlich nicht gerechtfertigte Barrieren dar.

In Deutschland sei noch eine Menge Luft nach oben, bevor die drastische Maßnahme einer Impfpflicht in Erwägung gezogen werden sollte, stellte der RKI-Präsident klar. Wieler: "Machen wir uns nichts vor: Mit stärkerem Willen und mehr Engagement sowie dem Abbau unnötiger Hindernisse sind ausreichende Impfquoten zu erreichen." (fuh)

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