Intensivbetten-Auslastung

4474 COVID-19-Patienten: Intensivmediziner drängt auf Lockdown

Der Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, appelliert an Politiker, angesichts der steigenden Zahl von COVID-19-Intensivpatienten rasch zu handeln – und erhält Unterstützung vom Virologen Christian Drosten.

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Auf vielen Intensivstationen in Deutschland herrscht zurzeit reger Betrieb.

Auf vielen Intensivstationen in Deutschland herrscht zurzeit reger Betrieb.

© Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin. Wegen der wieder stark wachsenden Belastung der Intensivstationen in Deutschland in der Corona-Pandemie schlagen Fachleute Alarm.

„Liebe Entscheidungsträger, wie hoch sollen die Zahlen denn noch steigen, bevor Ihr reagieren wollt???“, schrieb der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, auf Twitter.

Städte wie Bonn, Bremen und Köln hätten kaum noch freie Betten für den nächsten Herzinfarkt, Verkehrsunfall oder COVID-19-Patienten. Der Charité-Virologe Christian Drosten leitete den Text des Intensivmediziners am Donnerstag bei Twitter mit dem Kommentar „Dies ist ein Notruf“ an seine mehr als 700 .000 Follower weiter.

Belastung ist regional sehr unterschiedlich

Seit Mitte März steigt bundesweit die Zahl der Intensivpatienten mit COVID-19 wieder deutlich. Am Donnerstag waren es 4474, 35 mehr als tags zuvor. Zu Jahresbeginn waren es knapp 5800 gewesen. „Wenn das so weiter geht, werden wir in Kürze auch leider Gottes über 5000 COVID-19 Patienten haben“, sagt der ehemalige DIVI-Präsident Uwe Janssens am Mittwoch den Sendern RTL/ntv.

Nach DIVI-Zahlen variiert der Anteil der COVID-Patienten auf den Intensivstationen regional stark: In Schleswig-Holstein waren am Donnerstag knapp sieben Prozent der Intensivbetten durch am Coronavirus erkrankte Patienten belegt, in Thüringen betrug diese Quote dagegen 30,5 Prozent. In Bremen sind aktuell noch 8,5 Prozent der insgesamt verfügbaren Intensivbetten frei. In Berlin waren es am Donnerstag noch neun Prozent, in Baden-Württemberg 9,8 Prozent.

Charité stellt ab kommender Woche auf Notbetrieb um

Ab einer Zahl von 5000 bis 6000 Intensivpatienten könne es sein, dass einige Krankenhäuser wieder auf den Notbetrieb umstellen müssten. Berlins Universitätsklinikum Charité kündigte am Donnerstag bereits an, ab kommender Woche wieder die Zahl planbarer Eingriffe zurückzufahren.

Als Nadelöhr bei der Versorgung gilt vor allem die Verfügbarkeit von Pflegepersonal. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), die die Belegungszahlen täglich herausgibt, warnt seit vielen Wochen vor den Folgen der hohen Corona-Infektionszahlen und forderte zuletzt einen harten Lockdown. (dpa/fst)

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