WIdO

AOK-Institut plädiert für Einheitsmarkt

Einheitlich, wettbewerblich und solidarisch - so will das Wissenschaftliche Institut der AOK das Krankenversicherungssystem aufstellen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Das Wissenschaftliche Institut der AOK erkennt Schwächen in der Dualität von GKV und PKV.

Das Wissenschaftliche Institut der AOK erkennt Schwächen in der Dualität von GKV und PKV.

© cirquedesprit/fotolia.com

KÖLN. Das aktuelle Krankenversicherungssystem in Deutschland ist nicht geeignet, drängenden sozialpolitischen Herausforderungen wirksam zu begegnen. Deshalb sollte ein einheitlich und vor allem solidarisch finanziertes System die bisherige Dualität von gesetzlicher und privater Krankenversicherung ersetzen, fordert Professor Klaus Jacobs, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

"Ein solches einheitliches System muss nicht die von verschiedenen Parteien angestrebte Bürgerversicherung sein", betont Jacobs.

Entscheidend ist für ihn, dass die Krankenversicherung so organisiert ist, dass niemandem ein angemessener Schutz verwehrt bleibt, weil er finanziell überfordert ist.

Solidarischer Ausgleich fehlt

Diese Gefahr sieht Jacobs zurzeit vor allem in der PKV, aber nicht nur dort. "Für manchen Kleinselbstständigen ist ein Beitrag von 300 Euro in der GKV als freiwillig Versicherter zu viel."

In der neuen WIdO-Publikation "Die Krankenversicherung der Zukunft - Anforderungen an ein leistungsfähiges System" mit insgesamt zehn Beiträgen verschiedener Autoren, spielen die Schwächen der PKV dennoch eine zentrale Rolle.

Eine wesentliche Kritik: Weder zwischen GKV und PKV noch innerhalb der PKV gibt es einen solidarischen Ausgleich.

Steuerung durch Wettbewerb

Nach einer Analyse des WIdO betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen der PKV-Versicherten im Jahr 2010 knapp 47.000 Euro. Das waren deutlich mehr als bei den gesetzlich Versicherten mit 21.500 Euro.

Das widerspreche dem häufig von der PKV erweckten Eindruck, sie sei angesichts der vielen Selbstständigen sowie kleinen und mittleren Beamten eigentlich ein Abbild des Bevölkerungsdurchschnitts, so Jacobs.

Für die PKV-Versicherten, die ihre Beiträge nicht mehr zahlen können, habe die Branche keine Antworten, betont er.

Der jetzt auf den Weg gebrachte Notlagentarif sei nicht das, was der Gesetzgeber mit Einführung der Versicherungspflicht beabsichtigt habe.

"Dabei ging es darum, einen substanziellen Krankenversicherungsschutz für die ganze Bevölkerung zu schaffen", so Jacobs.

Nach einer Untersuchung des WIdO aus dem Jahr 2012 steht eine Mehrheit der heute Privatversicherten einer solidarischen Finanzierung des Gesundheitswesens positiv gegenüber - etwa der Tatsache, dass Gesunde denselben Beitrag zahlen wie Kranke, und dass Besserverdiener mehr bezahlen als Geringverdiener.

Das widerspricht dem Prinzip der risikobasierten Prämien in der PKV.

Ein neu organisiertes Krankenversicherungssystem sollte Jacobs zufolge nicht nur solidarisch organisiert sein, sondern auch wettbewerblich. Zudem müsse eine Steuerung der Versorgung aller Versicherten nach Kriterien der Qualität und Wirtschaftlichkeit möglich sein.

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