Corona-Pandemie

Ärzte: Corona-Sommerwelle kein Grund zur Panik

Sommerwelle statt Super-Sommer? Ärzte und Kliniken raten dazu, trotz steigender Inzidenz nicht in Alarmismus zu verfallen.

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Dr. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), sieht auch am Horizont noch keine Überlastung in der Versorgung durch die Corona-Sommerwelle, vor der Lauterbach zuvor gewarnt hatte. (Archivbild)

Dr. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), sieht auch am Horizont noch keine Überlastung in der Versorgung durch die Corona-Sommerwelle, vor der Lauterbach zuvor gewarnt hatte. (Archivbild)

© axentis.de / G.J.Lopata

Berlin. Ärzte und Krankenhäuser sehen trotz wieder steigender Corona-Infektionszahlen keinen Grund, in Panik zu geraten. „Wir müssen uns so langsam daran gewöhnen, dass diese Wellen über das Jahr hinweg Normalität werden. Dazu gehört auch, dass wir im Sommer solche Wellen erleben“, sagte der Kölner Intensivmediziner und medizinisch-wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Professor Christian Karagiannidis, der Ärzte Zeitung am Donnerstag.

Solange sich die Inzidenzen und der Schweregrad der Erkrankung auf dem Level der BA.2-Welle bewegten, müsse „man sich keine übermäßigen Sorgen machen“, sagte Karagiannidis. „Wir haben aktuell einen deutlichen Anstieg der Infektionen. Aber im dritten Jahr der Pandemie müssen wir so differenziert sein, dass wir genau hinschauen: Wie viele Infizierte kommen ins Krankenhaus, wie viele landen auf der Intensivstation, wie viele versterben?“ Karagiannidis riet Menschen ab 70 sowie Vorerkrankten zu einer weiteren Auffrischungsimpfung. Jüngste Daten aus Israel zeigten, dass sich das Risiko eines Krankenhausaufenthalts nach einer vierten Impfung noch einmal halbiere bei älteren Menschen.

Vor unnötigem Alarmismus warnte auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen. „Solange die Krankheitslast nicht massiv steigt, interessieren mich die Infektionszahlen, die ohnehin nicht korrekt erfasst sind, nicht so sehr“, sagte Gassen der Ärzte Zeitung.

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Aktuell lägen rund 230 Patienten mit COVID auf Intensivstation, die invasiv beatmet würden. „Das ist individuell gemessen ein hartes Schicksal. Gemessen an 83,5 Millionen Bundesbürgern ist das aber eine mit anderen Infektionskrankheiten vergleichbare Größenordnung.“ Das bestätige die geringere krankmachende Wirkung von Omikron und die insgesamt gute Immunitätslage der Bevölkerung.

Für die Kliniken stellte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß, fest: „Corona bedroht uns derzeit im Bereich der Versorgung nicht. Wir haben keine signifikanten Anstiege, die uns am Horizont eine Überlastung erkennen lassen.“ Problem der Kliniken sei vielmehr, dass Beschäftigte aufgrund der geltenden Quarantäneregelungen in der Patientenversorgung ausfielen, sagte Gaß der Ärzte Zeitung.
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Derzeit liegt die Quarantänedauer für Beschäftigte in Kliniken, Heimen und Praxen bei fünf Tagen. Am fünften Tag ist eine Freitestung nötig.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich diese Woche wegen des Wiederanstiegs der Inzidenzen besorgt gezeigt. „Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden. Das bedeutet auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung“, so Lauterbach gegenüber der „Rheinischen Post“.

Bei der Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft sagte Lauterbach am Donnerstag, es gebe aktuell eine Sommerwelle, die von Experten auch so erwartet worden sei. Es müsse nun überlegt werden, wie die Vorbereitungen auf die kommenden Monate laufen könnten. (hom/di)

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