Offener Brief

Ärzte mahnen in Corona-Pandemie „Blick über den Tellerrand“ an

Fünf Vertragsärzte aus Bünde sehen in der Pandemie-Bekämpfung eine zu starke Orientierung an der Sichtweise von Virologen: Sie fordern einen größeren Betrachtungswinkel.

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Blick über den Tellerrand wagen: In einem Brief fordern fünf Ärzte die Politiker auf, nicht einzig auf die Meinung von Virologen zu hören.

Blick über den Tellerrand wagen: In einem Brief fordern fünf Ärzte die Politiker auf, nicht einzig auf die Meinung von Virologen zu hören.

© C. Schüßler / stock.adobe.com

Bünde. Niedergelassene Ärzte aus dem westfälischen Bünde fordern die Politik in einem Offenen Brief auf, sich bei ihren Entscheidungen während der Corona-Pandemie nicht ausschließlich an einzelnen Virologen zu orientieren. „Was wir bei einigen der meinungsbildenden Wissenschaftler ausdrücklich vermissen, ist der ärztliche Blick über den Tellerrand“, heißt es dort.

Die wissenschaftlichen Berater seien zu sehr auf ihr eigenes, meist kleines Fachgebiet ausgerichtet, schreiben Dr. Hans-Jürgen Beckmann, Dr. Norbert Beil, Dr. Heinz Georg Beneke, Dr. Robert Kluger und Dr. Bruno Weil an die politischen Entscheidungsträger aus der Region in Landtag und Bundestag. „Als Mediziner haben wir in Jahrzehnten der aktiven Tätigkeit gelernt und verinnerlicht, dass es gerade in unserem Beruf einer ganzheitlichen Betrachtung des Patienten bedarf.“

Risiko durch unterlassene Behandlungen

Natürlich müsse alles Sinnvolle getan werden, um die Pandemie einzudämmen. „Aber den Fokus auf die genetische Struktur des Virus, die Geschwindigkeit seiner Ausbreitung oder seine Reproduktionszahl zu legen, ist aus unserer Sicht nur ein Teil der ‚Therapie‘.“ Die Ärzte verweisen unter anderem auf die Gefahren durch unterlassene Behandlungen, die psychosozialen Schäden durch die Isolation von alten und pflegebedürftigen Menschen oder die Sorge um die berufliche Existenz.

Das Verhängen massiver Kontaktbeschränkungen Mitte März sei wahrscheinlich richtig gewesen, betonen sie. Aber die weiteren Maßnahmen zur Rückkehr in ein „normales“ Leben müssten jetzt sorgfältig und nicht nur aus Sicht von Virologen angepasst werden – „auch und insbesondere unter Berücksichtigung der medizinischen Folgeschäden für nicht an Corona erkrankte Menschen“.

Die fünf Ärzte stellen den Politikern am Ende des Briefs konkrete Fragen zur Einschätzung bestimmter Sachverhalte und zum weiteren Vorgehen. (iss)

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