Kommentar
Ärzte streiten - mal nicht ums Geld
Hamburg streitet über die Einführung der Primarschule, und Ärzte mischen kräftig mit, ohne ihren Status zu verheimlichen. Offen versuchen sie, Mitbürger von ihrer Position zu überzeugen. Das ist legitim und erfrischend, zum Teil überschätzen sie dabei aber die Bedeutung ihres Berufsstandes gewaltig. Deutlich wird dies etwa bei dem Argument, Ärzte könnten einen Ruf aus Hamburg ablehnen, weil sie ihren Kindern das Gymnasium erst ab Klasse sieben nicht zumuten mögen. Oder bei der Frage, ob junge Ärzte die Hansestadt meiden könnten, weil ihnen das Festhalten am alten System elitär erscheint. Die Wirkung dieser Argumente dürfte gering sein. Wer glaubt, dass ein Wähler sein Votum davon abhängig macht, ob ein Arzt in das bestens versorgte Hamburg kommt oder nicht, unterschätzt die Emotionen, die hier im Spiel sind. Kaum etwas erhitzt die Gemüter von Eltern mehr als mögliche Benachteiligungen ihres Nachwuchses durch das Schulsystem. Die Hamburger werden über das Schulsystem entscheiden, ohne zu berücksichtigen, welche Standortwahl ein Arzt als Folge ihres Votums trifft.
Lesen Sie dazu auch den Bericht: Schul-Volksentscheid politisiert Ärzte