Ärztemangel: CSU will starre Zulassungssperren aufheben

Im politischen Berlin hat ein Wettrennen um die besten Konzepte gegen den Ärztemangel begonnen. Jetzt geht die CSU mit einem 12-Punkte-Plan an den Start.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Wo, bitte schön, gibt´s die nächste Landarztpraxis? Hinweisschild aus Holz in Burg im Spreewald © NBL / imago

Wo, bitte schön, gibt´s die nächste Landarztpraxis? Hinweisschild aus Holz in Burg im Spreewald © NBL / imago

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BERLIN. In der Diskussion um wirksame Instrumente gegen den drohenden Ärztemangel hat die CSU jetzt eigene Vorschläge auf den Tisch gelegt. In einem Positionspapier, das von den beiden Gesundheitsexperten Johannes Singhammer und Max Straubinger verfasst worden ist, wird "eine Abkehr von der heutigen Bedarfsplanungs-Logik hin zu einer patientenbezogenen Versorgungsorientierung" gefordert. Dafür müssten die seit 1992 geltenden Zulassungssperren in überversorgten Bereichen beseitigt und die Regelungen für die Zulassung einer neuen Arztpraxis flexibler gestaltet werden.

Das komplizierte und "starre" System der Zulassungssperren habe sich nicht bewährt, widerspreche obendrein dem Geist der Freiberuflichkeit des Arztes und behindere die Flexibilität und Beweglichkeit der Ärzte. "So mancher Arzt würde es mit einer Praxis auf dem Land versuchen, wenn er wüsste, dass er bei einem Scheitern dort auch wieder wegkäme", betonen Straubinger und Singhammer. Das Prinzip der Freiberuflichkeit des Arztes bedeute eben vor allem die Freiheit, sich dort niederlassen zu können, wo der Arzt es wolle. Entscheide sich dieser dafür, seine Praxis in einer überversorgten Stadt zu öffnen, dann müsse er freilich auch das Risiko tragen, mit diesem Schritt Schiffbruch zu erleiden.

Grundsätzliche Zweifel hegen die beiden CSU-Experten an der derzeit vorgetragenen These von einem generellen Mangel an Ärzten. Straubinger und Singhammer verweisen darauf, dass die Zahl der in Deutschland zugelassenen Kassenärzte in den Jahren 1990 bis 2008 von 92 000 auf 138 000 gestiegen sei. Paradoxerweise sei zu Beginn der 1990er Jahre eine "Ärzteschwemme" beklagt worden, während heute von Ärztemangel die Rede sei. Angesichts der Überalterung der Ärzteschaft und der zuletzt rückläufigen Zahl der Absolventen im Studienfach Humanmedizin, die nach dem Studium tatsächlich kurativ tätig würden, ergebe sich dennoch Handlungsbedarf, Konzepte für eine nachhaltige ambulante ärztliche Versorgung vorzulegen. Dazu gehören laut CSU auch eine Ausweitung der Studienplätze im Bereich Humanmedizin sowie Anreize für Medizinstudenten, den Hausarztberuf zu ergreifen. Denkbar seien hier unter anderem Stipendien und "studienbegleitende Patenschaften" durch niedergelassene Ärzte. Was in einigen ostdeutschen Ländern bereits erfolgreich praktiziert werde, müsse nun flächendeckende Praxis werden.

Um den Mangel an Ärzten abzufedern, sollten nichtärztliche medizinische Fachberufe stärker in die Versorgung einbezogen werden. Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) wiederum sollte zur Auflage gemacht werden, durch "Zweigstellen" unterversorgte Regionen mit zu betreuen.

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