Befragung

Altenpflegekräfte – zerrieben von Personalmangel und Furcht vor SARS-CoV-2-Infektion

Eine Befragung der Diakonie von über 1700 Altenpflegekräften illustriert deren fortdauernde Zusatzbelastung in Folge der Corona-Pandemie. Ein Aspekt sticht dabei besonders hervor.

Von Florian Staeck Veröffentlicht:
Der chronische Personalmangel in vielen Alteneinrichtungen ist seit dem Frühjahr durch die Corona-Pandemie noch verschärft worden

Der chronische Personalmangel in vielen Einrichtungen ist seit dem Frühjahr durch die Corona-Pandemie noch verschärft worden, berichtet die Diakonie auf Basis einer Befragung von Altenpflegekräften. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© drubig-photo / stock.adobe.com

Berlin. Der Personalmangel in der Altenpflege ist die größte Hürde bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Das hat eine repräsentative Umfrage der Diakonie und midi, der Zukunftswerkstatt von Diakonie und EKD, unter Altenpflegekräften ergeben. Befragt wurden im Oktober bundesweit 1735 Pflegekräfte in stationären, teilstationären Einrichtungen, ambulanten Diensten und Hospizen der Diakonie. Dabei stammten 60 Prozent der Befragten aus der stationären Altenhilfe, 28 Prozent waren in ambulanten Diensten tätig.

Zwei Drittel der Befragten berichteten, der durch Corona bedingte Personalausfall habe nur durch Mehrarbeit und einer Umverteilung von Personal in ihrer Einrichtung kompensiert werden können. Jeder Vierte gab an, dass Kollegen mit SARS-COV-2 infiziert gewesen seien. 70 Prozent der Befragten gaben an, in ihrer Einrichtung hätten Kollegen wegen eines COVID-19-Verdachts in Quarantäne geschickt werden müssen.

85 Prozent sehen Corona-Pandemie als große Belastung

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie forderte, der Kampf gegen die Pandemie dürfe „nicht länger auf dem Rücken der Pflegekräfte und der ihnen anvertrauten Menschen ausgetragen werden“.

Der Umfrage zu Folge erleben 85 Prozent der Beschäftigten die Pandemie als große Belastung. Das Risiko der Ansteckung von Heimbewohnern wird dabei als besonders gravierend empfunden – dies galt insbesondere im Frühjahr. Jeder zweite Befragte gibt an, man habe damals noch nicht einmal einfache Mundnasen-Schutz-Masken nutzen können. Noch seltener hätten FFP2-/3-Masken zur Verfügung gestanden.

Die Kontaktreduzierungen und Besuchsbeschränkungen während des ersten Lockdowns werden von 93 Prozent der Befragten rückblickend als einzige Möglichkeit angesehen, Heimbewohner zu schützen. Vornehmlich hätten diese Beschränkungen externe Dienstleister, ehrenamtliche Mitarbeiter und Besucher, die nicht zur engsten Familie gehören, betroffen. Mehr als jeder Zweite gab an, dass für nahe Angehörige entweder uneingeschränkt oder wenigstens ausnahmsweise der Zugang zum Heim möglich gewesen sei.

„Echte“ Reform der Pflegeversicherung gefordert

Zwei Drittel der befragten Pflegekräfte sprechen sich der Umfrage zu Folge für strukturelle Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Bezahlung aus. Die Diakonie fordert als Resultat der Umfrage eine „echte Reform der Pflegeversicherung“, die den Personalmangel und die Arbeitsbedingungen in den Blick nehme.

Am Dienstag hat die Barmer in ihrem neuen Pflegereport auf die besonderen gesundheitlichen Belastungen für Pflegekräfte hingewiesen. Laut Report fehlte jede krankgeschriebene Altenpflegefachkraft im Schnitt 18,6 Tage und damit 40 Prozent länger als Beschäftigte sonstiger Berufe (13,3 Fehltage). Gefordert wurde, die Arbeitgeber müssten neben geregelten Arbeitszeiten stärker auch auf betriebliche Gesundheitsvorsorge achten.

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Kommentare
Martin Meier 03.12.202012:37 Uhr

Gerade die privaten Heimbetreiber fahren doch schon seit Aussetzung des Personalschlüssels durch das BMG im März im Notbetrieb. Signifikante Personalkosteneinsparung bei gleichbleibenden Vergütung. Und jetzt ist die dünne Personaldecke, das Hauptproblem? Ganz offensichtlich ein bewusst herbeigeführtes hausgemachtes, bei dem Mitnahmeeffekte auf Kosten der Alten realisiert werden.

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