Kommentar zum Pflegereport 2020

Altenpfleger in Not

Der Barmer-Pflegereport deckt die Misere in der Altenpflege schonungslos auf. Arbeitgeber, Politik und die Gesellschaft sind gleichermaßen gefordert. Nicht irgendwann, jetzt.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

Altenpflegekräfte beschreiben ihre Arbeit in der Regel als sinnstiftend und wichtig. Der gesundheitliche Preis, den sie für ihren Einsatz bezahlen, ist aber eindeutig zu hoch.

Laut Barmer-Pflegereport 2020 verzeichnen Altenpflegekräfte und Altenpflegehilfskräfte deutlich mehr ärztlich diagnostizierte Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes sowie psychische Erkrankungen als Beschäftigte anderer Berufe. Eine Ursache ist die Arbeitsverdichtung in Heimen und bei Pflegediensten.

Hier tut sich eine gefährliche Spirale auf: Weil Personal fehlt, nehmen Arbeitsdruck und damit krankheitsbedingte Fehlzeiten und Berufsaustritte zu. Das verstärkt den Personalnotstand, der sich darin äußert, dass Stellen nicht oder nicht schnell genug (wieder)besetzt werden können. Das erhöht für die verbleibenden Pflegekräfte wiederum Arbeitsbelastung und Stress. Und weil sich so etwas herumspricht, sinkt auch die Attraktivität des Altenpflegeberufs.

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Freilich: Einen Teufelskreis beendet man nicht, indem man ihn ewig wiederholt und bedauert. So gesehen liefert die Barmer-Studie zahlreiche Argumente, endlich für bessere Arbeitsbedingungen in der Altenpflege zu sorgen.

Adressiert ist dabei nicht nur die Politik, die über höhere Löhne für Attraktivität sorgen will. In der Verantwortung stehen auch die Anbieter, die mehr in berufliches Gesundheitsmanagement investieren müssen.

Da aber auch für sie das Geld nicht vom Himmel fällt, muss sich letztlich die Gesellschaft als Ganzes die Frage stellen: Was ist uns Altenpflege wert? Klatschen in Pandemiezeiten allein reicht nicht. Pflege kostet Bares – gute Pflege mehr.

Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel@springer.com

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