Hilfe schwieriger zu finden

Altersmediziner: Auf Belange von Demenzkranken stärker eingehen

Hoher Pflegeaufwand, steigende Kosten: Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft fordert mehr Unterstützung für die rund 1,8 Millionen Demenzpatienten – und betont: An einer weiteren Pflegereform führe kein Weg vorbei.

Veröffentlicht:
Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft sind derzeit rund 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt – bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl auf drei Millionen steigen.

Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft sind derzeit rund 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt – bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl auf drei Millionen steigen.

© Alexander Raths / stock.adobe.com

Berlin. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat größere Aufmerksamkeit für die Belange demenzerkrankter Menschen angemahnt. In den vergangenen Jahren seien Menschen mit Demenz und deren Angehörige zunehmend unter Druck geraten, sagte die Vorsitzende der Organisation, Monika Kaus, am Montag.

Unterstützung durch Pflege- und Betreuungsdienste, Tages- und Kurzzeitpflegeangebote oder Pflegeheime sei für die Betroffenen immer schwieriger zu finden, sagte Kaus anlässlich des am Mittwoch (21. September) stattfindenden Welt-Alzheimertages. Aktuell kämen viele der Familien wegen Inflation und Energiekrise zusätzlich in Bedrängnis.

Lesen sie auch

Hilfsangebote immer schwieriger zu finden

Nicht nur die Eigenanteile im Pflegeheim stiegen um bis zu 1000 Euro pro Monat, so Kraus. Auch Pflegedienste legten steigende Kosten auf die Pflegebedürftigen um. Bei den Entlastungspaketen der Bundesregierung würden diese Menschen aber weitgehend vergessen.

Die seit Jahren versprochene Pflegereform sei ebenfalls noch immer nicht in Angriff genommen, monierte Kaus. Selbst die gesetzlich festgelegte Dynamisierung des Pflegegelds werde mal um mal aufgeschoben.

Die Erhöhung des Pflegegelds könne aber nur ein erster Schritt sein, so Kaus. Wichtig sei ebenso die Einführung eines Entlastungsbudgets, mit dem die Betroffenen alle Mittel bedarfsgerecht nutzen könnten. „Deutschland ist ein Sozialstaat, er ist in der Verantwortung, seine pflegebedürftigen Bürger und ihre An- und Zugehörigen nicht zu vergessen.“

Lesen sie auch

Heuser: Entwicklung sicherer Medikamente vorantreiben

„Wir haben schwierige Zeiten hinter uns, schwierige liegen noch vor uns“, betonte die Vorsitzende der Hirnliga, der Vereinigung der deutschen Alzheimerforscher, Professor Isabelle Heuser. Der hohe und oft lange Pflegeaufwand von aktuell rund 1,8 Millionen Demenzkranken stelle eine große Herausforderung für die Sozialsysteme dar.

Angesichts von Prognosen, die von mindestens drei Millionen Demenzkranken im Jahr 2050 ausgingen, müsse die Entwicklung wirksamer und sicherer Medikamente zur Vorbeugung und Behandlung der Demenz intensiviert werden.

Weltweit mehr als 55 Millionen Menschen erkrankt

Laut Alzheimer-Gesellschaft sind weltweit etwa 55 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 könnte die Zahl den Angaben zufolge auf 139 Millionen steigen.

Seit 1994 finden am 21. September in aller Welt zahlreiche Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen. (hom)

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kabinett winkt Pflegegesetze durch

Gesundheitsministerin Warken will Befugnisse der Pflegeberufe erweitern

Mehr Eigenständigkeit von Pflegekräften

Pflegekompetenzgesetz: Warum der G-BA den Katzentisch fürchtet

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Abb. 2: AIOLOS-Studie: Therapieabbrüche nach Gründen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

Ofatumumab: Wachsende Evidenz stützt frühe hochwirksame Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Alle Kinder hatten B-Zell-Werte im altersspezifischen Normbereich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5]

MS-Therapie in Schwangerschaft und Stillzeit

Ocrelizumab: einfache und flexible Therapie in jeder Lebensphase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Fünf farbige Türen, die alle ein Fragezeichen in der Mitte haben, stehen nebeneinander.

© Sawyer0 / stock.adobe.com

Qual der Wahl

Therapie-Entscheidung bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa: Welche Türe nehmen?