Arzt-Patienten-Kontakte

Auch Krankenkassen wollen bessere Patientensteuerung

Die Deutschen gehen besonders häufig zum Arzt. Auch deshalb ist es so schwierig, in manchen Praxen Termine zu erhalten. Neben der Bundesärztekammer fordern deshalb auch die Kassen eine bessere Patientensteuerung.

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Hausarztpraxen sollten vollständige Koordination der medizinischen Versorgung übernehmen: GKV-Vorstandsvize Stefanie Stoff-Ahnis.

Hausarztpraxen sollten vollständige Koordination der medizinischen Versorgung übernehmen: GKV-Vorstandsvize Stefanie Stoff-Ahnis.

© Rolf Schulten

Berlin/Osnabrück. Nach der Bundesärztekammer (BÄK) haben sich auch die gesetzlichen Krankenkassen hinter schwarz-rote Pläne zur Patientensteuerung gestellt, um „unnötige Arzttermine“ und „verstopfte Praxen“ zu vermeiden.

Deutschland sei zwar „Spitzenreiter bei den Arzt-Patienten-Kontakten“, zugleich hätten viele Versicherte Probleme, überhaupt einen Arzttermin zu bekommen, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, Stefanie Stoff-Ahnis, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Donnerstag.

„Gut wäre es, wenn hausärztliche Praxen die vollständige Koordination der medizinischen Versorgung der Versicherten übernehmen würden“, fügte sie hinzu. Durch eine zielgerichtete Patientensteuerung könnte kranken Menschen besser geholfen und die Zahl unnötiger Arztbesuche reduziert werden. „Beides ist notwendig.“

Zwei Milliarden Euro Einsparpotenzial

Bei den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen hat die Arbeitsgruppe Gesundheit die Einführung eines „verbindlichen Primärarztsystems“ vorgeschlagen. Eine effizientere Versorgung könne zwei Milliarden Euro pro Jahr einsparen, heißt es zur Begründung. BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hatte sich hinter die Pläne gestellt und zugleich gefordert, dass Patienten künftig zuzahlen sollten, wenn sie sich nicht an die Vorgaben hielten.

Nicht nur wegen der Alterung der Gesellschaft sei eine effizientere Nutzung der knapper werdenden ärztlichen Ressourcen notwendig, sagte Stoff-Ahnis. Schon momentan könnten die wenigsten der 75 Millionen Versicherten einschätzen, welche Fachärztin oder welcher Facharzt in ihrem konkreten Fall die genau richtige Ansprechperson ist. „Gerade hausärztliche Praxen könnten stärker als heute die Partnerin an der Seite kranker Menschen sein.“

SpiFa: Kassen haben Stellschrauben in der Hand

Zuvor hatte der Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbands Fachärztinnen und Fachärzte (SpiFa), Dr. André Byrla, erklärt, die Kassen selber hätten die Stellschrauben für eine Lösung der Probleme „schon lange selbst in der Hand“. Dazu gehörten: „Entbudgetierung und Entbürokratisierung sowie Vereinbarungen mit der Ärzteschaft mit dem Ziel einer funktionierenden von Haus- und Fachärzten getragenen Patientensteuerung.“ (KNA/hom)

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Kommentare
Dr. Andreas Rahn 03.04.202517:02 Uhr

>„Gut wäre es, wenn hausärztliche Praxen die vollständige Koordination der medizinischen Versorgung der Versicherten übernehmen würden“, fügte sie hinzu. Durch eine zielgerichtete Patientensteuerung...<
Ich glaube nicht, dass die hausärztl. Praxen die Kapazitäten dafür haben. Meine Praxis jedenfalls nicht. Für das Organisieren von Hausarzt-Vermittlungsfällen geht schon jetzt enorm viel MFA-Arbeitszeit und -kraft dahin - viel mehr als es jemals einbringen kann (die entspr. Ziffer ist ja budgetiert).
Auf der einen Seite hat man alles dafür getan, dass wir den "mündigen Patienten" bekommen - jetzt soll er "gesteuert" werden? Dann muss man den Patienten ehrlich sagen, dass das Leistungsspektrum eingeschränkt wird. Das sehe ich aber nicht als meine hausärztliche Aufgabe an - wobei ich verstehe, dass diese unangenehme Nachricht sonst niemand überbringen möchte. Hier wären Mut und Ehrlichkeit gefragt: bei den verantwortlichen Entscheidern in der Politik.

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