Kommentar
Aus der Not geboren, aber keine Notlösung
Im Norden führt die Suche nach Modellen zur Aufrechterhaltung der ambulanten Versorgung zu immer neuen Varianten. Das bietet durchaus Chancen.
Veröffentlicht:In Schleswig-Holstein gelten Städte mit 15.000 Einwohnern als Mittelzentren, die über eine funktionierende Infrastruktur verfügen und damit für die Versorgung des Umlandes eine wichtige Funktion erfüllen. Wenn Arztpraxen in solchen Städten ohne Nachfolger bleiben, ist die Situation vielleicht noch ernster, als man bislang angenommen hat.
Zu Recht verweist die Ärztegenossenschaft Nord deshalb auf diese Entwicklung, die bislang eher aus den ländlichen Regionen bekannt war. Grund, deshalb den Untergang der ambulanten Versorgung heraufzubeschwören, besteht jedoch nicht. Die gute Botschaft ist: Es gibt Alternativen zu den Einzelpraxen, die junge Ärzte offenbar seltener als Zukunftslösung überzeugen können. Die ambulante Versorgung bleibt attraktiv, weil junge Ärzte unter mehr Organisationsformen wählen können als früher und andere Wege möglich sind.
Kommunale Einrichtungen – ob nun als MVZ oder als Eigeneinrichtung wie in Büsum – stellen sich zunehmend als Alternative zu den bislang bekannten Organisationsformen in der ambulanten Versorgung heraus. Der Erfolg in Büsum hat diese Entwicklung beschleunigt.
Ob diese Organisationsform für jeden Ort die richtige ist, muss allerdings bezweifelt werden. Nicht auszuschließen ist, dass etwa das von der KV im Norden aufgelegte neue Modell der Teampraxen ebenfalls zu einer Alternative werden kann.
Die Ärztegenossenschaft hat einen starken Anteil daran, dass sich Modelle wie kommunale MVZ im Norden überhaupt etablieren konnten – genauso wie MEDI im Südwesten mit ihren MVZ.
Beide Modelle zeichnen sich dadurch aus, dass den dort angestellten Ärzten der Weg in die Selbstständigkeit oder in wirtschaftliche Verantwortung keineswegs versperrt ist. Im MEDI-MVZ können sie Gesellschafter werden, im Genossenschaftsmodell jederzeit ihren Arztsitz für eine Selbstständigkeit nutzen – auch unter dem gleichen Dach.
Derzeit bestehen berechtigte Hoffnungen, dass die ersten der jungen MVZ-Ärzte diese Chance in den kommenden Jahren nutzen.
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