Nordrhein-Westfalen

Ausbildung in Gesundheitsberufen trotz Corona-Krise teilweise fortsetzen

Die Pflegeausbildung kann weitergehen. Voraussetzung ist, dass Schulen ein Hygienekonzept vorlegen. Von einem Gutachten erhofft sich NRW-Gesundheitsminister Laumann Vorschläge, wie Besuchsverbote in Heimen gelockert werden können.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Karl-Josef Laumann stellte am Freitag Lage und Maßnahmen der Landesregierung zur Corona-Pandemie vor.

Karl-Josef Laumann stellte am Freitag Lage und Maßnahmen der Landesregierung zur Corona-Pandemie vor.

© picture alliance/dpa

Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen kann die Ausbildung in der Pflege und in weiteren Gesundheitsfachberufen in Teilen wieder fortgesetzt werden. Das Land hat nach Angaben von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) eine entsprechende Verfügung in Kraft gesetzt.

Das gelte zum einen für den praktischen Unterricht. „Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler können je nach ihrem Kenntnisstand für die praktische Arbeit in den Einrichtungen eingesetzt werden“, sagte Laumann vor Journalisten in Düsseldorf. Zum anderen könnten diejenigen, die sich im ersten Jahr der generalistischen Pflegeausbildung befinden, den ersten theoretischen Unterrichtsblock in den Schulen absolvieren. Das sei notwendig, weil die Schülerinnen und Schüler ohne eine allgemeine Einführung nicht in den Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden können, erläuterte der Minister.

Hygienekonzept erforderlich

Voraussetzung ist jeweils, dass die Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes eingehalten werden und die Schulen über ein Hygienekonzept verfügen. Das gilt auch für die Vorbereitung auf die staatlichen Abschlussprüfungen, die in den Pflegeschulen und weiteren Schulen des Gesundheitswesens jetzt wieder möglich ist.

Am Freitag waren im bevölkerungsreichsten Bundesland 31 .110 Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert, von ihnen waren 20 .257 wieder genesen. NRW verzeichnete bis dato 1052 Todesfälle. Von den insgesamt 7942 Intensivbetten sind zurzeit 2900 verfügbar, davon 1939 mit einer Beatmungsmöglichkeit (von insgesamt 5370).

1542 Patienten wurden stationär versorgt. 522 Erkrankte lagen auf der Intensivstation, davon 412 in Beatmung. Die Reproduktionszahl liegt laut Laumann stabil bei 0,9, die Verdoppelungsrate bei 23,1 Tagen. „Wir entwickeln uns weiter zu größeren Abständen.“

Wie Besuchsverbote in Heimen lockern?

Für den Freitag rechnete Laumann damit, das Gutachten zu erhalten, das er bei dem Pflegewissenschaftler Professor Markus Zimmermann und weiteren Experten zu der Frage in Auftrag gegeben hatte, wie sich die Besuchsverbote in den Pflegeheimen lockern lassen. „Es belastet mich schwer, was wir da den Leuten zumuten“, betonte der Minister.

Er begrüßte die Bereitschaft des Gesundheitsausschusses im Landtag, mit den Obleuten der Parteien und Experten aus dem Ministerium parteiübergreifend einen verantwortbaren Vorschlag zu erarbeiten. Der politische Konsens sei wichtig, denn jede an sich so wichtige Öffnung erhöhe die Gefahr, dass das Virus eindringt.

Von dem Gutachten erhofft sich Laumann praktische Vorschläge, wie man in gewissen Umfang wieder Sozialkontakte zulassen kann. Vorstellbar seien: Die Organisation von Besuchen, bei denen die Gäste nicht durch das ganze Heim laufen müssen, die Einrichtung von Besuchszimmern oder das Verlegen der Besuche nach draußen bei gutem Wetter.

Kritik Merkels nicht für NRW

„Ich hoffe, dass wir einer abgestimmten, verantwortbaren, aber auch breit politisch getragenen Antwort näher kommen.“ Eine solche Lösung brauche man auch für Einrichtungen für Menschen, die schwer geistig und körperlich behindert sind.

Die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, einzelne Bundesländer seien bei der Umsetzung der Lockerungsmaßnahmen etwas zu forsch vorgegangen, wollte Laumann nicht auf Nordrhein-Westfalen bezogen wissen. Man habe sich bis auf zwei Ausnahmen zu 100 Prozent an das gehalten, was zwischen Merkel und den Länderchefs verabredet worden sei. Die Ausnahmen seien die Öffnung von Möbelhäusern und des Baby-Fachhandels. Es mache keinen Sinn, Autohäuser zu öffnen und Möbelhäuser nicht, sagte Laumann.

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