Berlin: Richtgrößen können noch nachverhandelt werden
Die neue umstrittene Richtgrößenvereinbarung für Berlin ist nicht das letzte Wort. Die Kassen wollen mit sich reden lassen. Furcht der Ärzte halten sie für übertrieben.
Veröffentlicht:BERLIN (ami). Die Krankenkassen in Berlin sind bereit, die seit Juli gültige neue Richtgrößenvereinbarung nachzuverhandeln. "Wir sind offen für Nachbesserungen bei den Praxisbesonderheiten, wenn das notwendig erscheint", sagte die Leiterin der vdek-Landesvertretung Berlin/Brandenburg, Gabriela Leyh, der "Ärzte Zeitung".
Sie wies aber auch darauf hin, dass die Furcht vieler Ärzte vor einem Regress größer sei als die tatsächliche Regressgefahr. In Berlin wurde nach vdek-Angaben im letzten abgeschlossenen Prüfzeitraum 2008 gegen weniger als 0,5 Prozent der Ärzte ein Regress ausgesprochen.
Anstatt Richtgrößen künftig Indikationen prüfen
KV-Vorstandsmitglied Burkhard Bratzke hat jedoch kürzlich betont, dass unter diesen Regressen einige "existenzvernichtend" gewesen seien. Die Gesamtsumme der Regresse für dieses Jahr bezifferte er auf 1,5 bis 1,6 Millionen Euro. Eine halbe Million Euro hatten laut Bratzke allein drei Neurologen zu tragen. "Das sind existenzvernichtende Regresse."
Bratzkes Vorschlag, anstelle von Richtgrößen künftig Indikationen und Tagestherapiekosten zu prüfen, um die Arzneimittelkosten zu begrenzen, stößt bei den Krankenkassen nicht auf gänzlich taube Ohren. "Wenn es ein tragfähiges und rechtssicheres Konzept dafür gäbe, so würde dies selbstverständlich geprüft werden", sagte Leyh vom vdek.
Diskussion um Richtgrößen zur Kostenbegrenzung bei Arzneimitteln
Eine Wiedereinführung des damit zuletzt verbundenen Bonus-Malus-Systems ist für sie nicht die Alternative. Das habe unter anderem dazu geführt, dass die Ersatzkassen in Brandenburg 1,7 Millionen Euro an Ärzte auszahlen mussten, nur weil die Arzneimittelpreise gesunken seien, so Leyh.
Richtgrößen als Instrument zur Kostenbegrenzung bei Arzneimitteln sind inzwischen bundesweit in der Diskussion. Zuletzt hatte KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller deren Abschaffung gefordert.