Kinderärzte

Beschluss zur Beschneidung: Kritik hält an

Fünf Jahre nach der Klarstellung des Bundestags zur Beschneidung erneuern Pädiater ihre Kritik.

Veröffentlicht:

BERLIN. Fünf Jahre nach dem Beschluss des Bundestags über die Rechtmäßigkeit nicht medizinisch indizierter Vorhautentfernungen an Jungen haben Fachgesellschaft und Kinderschutzverbände ihre Kritik an der Regelung erneuert.

Mit dem am 12. Dezember 2012 beschlossenen "Gesetz über den Umfang der Personensorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes" legalisierte der Bundestag nicht-therapeutische Vorhautentfernungen an Jungen aus jeglichem Grund. Voraussetzung dafür ist, dass sie nach den Regeln der ärztlichen Kunst vorgenommen wird. In den ersten sechs Monaten nach Geburt dürfen auch Nicht-Ärzte den Eingriff vornehmen.

Stellvertretend für Verbände kritisiert Dr. Christoph Kupferschmid für die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ): "Medizinisch nicht indizierte Beschneidungen verändern den Körper irreversibel und stehen bei nicht einwilligungsfähigen Jungen nicht im Einklang mit Gesundheitsschutz und Kindeswohl." Insbesondere in den ersten sechs Monaten nach der Geburt, wenn sogar Nicht-Ärzte eine Vorhautentfernung vornehmen dürfen, würden Beschneidungen oft ohne ausreichende Betäubung und daher nicht nach den Regeln der ärztlichen Kunst vorgenommen. "Die Kinder erleiden dabei unnötige Schmerzen", sagt Kupferschmid.

Die Kinder- und Jugendärzte und Kinder- und Jugendchirurgen in Deutschland empfehlen, mit der Beschneidung eines Jungen so lange zu warten, bis er selbst mündig entscheiden könne. Notwendig seien zudem Aufklärungsinitiativen über anatomische und medizinische Fakten sowie Risiken und Spätfolgen durch Institutionen wie etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Vor dem Gesetzesbeschluss hatte ein Urteil des Landgerichts Köln vom Mai 2012 für Empörung unter Juden und Muslimen ausgelöst. Das Gericht stufte die rituelle Beschneidung eines minderjährigen Jungen als rechtswidrige Körperverletzung ein. (ras)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Kasuistik

Die stille Last der Acne inversa

Lesetipps
Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen