Gute Stimmung

Biotech fasst wieder Mut

Biotech-Firmen bewerten ihre derzeitige Situation nach eigener Einschätzung sehr positiv. Ein Grund dafür ist unter anderem der Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Zuversichtliche Biotech-Forscher: Die Stimmung in der Branche ist auf Sechs-Jahres-Hoch.

Zuversichtliche Biotech-Forscher: Die Stimmung in der Branche ist auf Sechs-Jahres-Hoch.

© Franz Pfluegl/fotolia.com

BERLIN. In der deutschen Biotechbranche herrscht derzeit gute Stimmung: Die Geschäftslage sei gut und die Bedeutung der Biotechnologie wachse.

Die Kapitalinvestitionen in Biotechnologie-Firmen seien sogar um 20 Prozent gestiegen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Verbandes der Biotechnologie-Industrie, Bio Deutschland, und des Branchenmagazins Transkript.

Allerdings schätzten immer noch weniger Unternehmen die Lage positiv ein als im Jahr 2006, die Anzahl optimistischer Firmen steige jedoch wieder, betonte Viola Bronsema, Geschäftsführerin der Bio Deutschland.

"Es ist gut, dass die Grundstimmung in unserer Branche positiv ist. Die Zurückhaltung bei Investitionen in Forschung und Entwicklung zeigt allerdings auch, dass sich das Vertrauen in die neue Regierung erst festigen muss", so Bronsema.

Grund für die positive Stimmung der Unternehmen seien die Ankündigungen der großen Koalition im Koalitionsvertrag, ergänzte Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der Bio Deutschland. Hier seien Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzierungssituation angekündigt.

Allerdings gebe es auch einen gravierenden Kritikpunkt: "Die mangelnde finanzielle Förderung innovativer kleinerer und mittlerer Unternehmen in Deutschland bleibt ein großes Problem", so Heinrich.

Auch beim Venture Capital und bei Börsengängen gebe es für Unternehmen in anderen Ländern häufig bessere Bedingungen. "Besonders in den USA führt das im Moment zu einem Investitionsschub und einem regelrechten Biotech-Boom", betonte Heinrich.

Firmen wollen Personal aufstocken

Die Umfrageergebnisse zeichnen jedoch ein positives Gesamtbild: "Fünf der sechs untersuchten Indikatoren zeigen nach oben", so Bronsema. Die Biotech-Unternehmen hätten zum Beispiel angegeben, verstärkt Personal einstellen zu wollen.

Zum ersten Mal seit drei Jahren sei der entsprechende Indexwert wieder gestiegen. Dies sei mit der positiven Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verbunden. "Sie markiert einen sechsjährigen Höchststand", sagte Bronsema. Ähnlich verhalte es sich mit der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage, die ebenfalls positiver ausfalle.

Die Einschätzung des aktuellen politischen Klimas habe einen langjährigen Trend durchbrochen und liege auf ähnlichem Niveau wie nach der Bundestagswahl 2009. Auch die zukünftige Entwicklung des politischen Klimas werde deutlich positiver eingeschätzt.

"Lediglich die Bereitschaft der Firmen, in Forschung und Entwicklung zu investieren, ist der Umfrage zufolge zurückgegangen", so die Chefin von Bio Deutschland.

Eigenkapitalinvest von 360 Mio. Euro

Recherchen von Bio Deutschland und Transkript haben zudem ergeben, dass sich die Eigenkapitalinvestitionen 2013 mit rund 360 Millionen Euro gegenüber 2012 um 20 Prozent gesteigert hätten. 2013 haben demnach keine Börsengänge stattgefunden.

Allerdings: Unter den zwölf unterschiedlichen Unternehmen im Prime IG Biotech der Deutschen Börse gab es lediglich zwei Kursverlierer; genauso viele Firmen konnten ihren Wert mehr als verdoppeln.

Trotz knapper Kassen seien die Unternehmen von ihren Geschäftsmodellen überzeugt, das belegen die Umfrageerbenisse. Bio Deutschland begründet dies mit der wachsenden Bedeutung der Biotechnologie. Längst findet sie nicht nur in dem besonders von Kapital abhängigen Bereich der Medikamentenentwicklung ihren Einsatz, so Bronsema.

Stattdessen würden biotechnologische Verfahren immer häufiger in klassischen Industrien wie dem Automobilbau, der Chemie oder der Kosmetik eingesetzt. Die hier entwickelten biobasierten Produkte reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle und schonen so Klima und Umwelt.

Andreas Mietzsch, Herausgeber von Transkript: "Die Rote Biotechnologie bleibt prägend. Jedoch wächst der Einsatz biotechnologischer Verfahren in anderen Bereichen der Industrie signifikant. Diese Entwicklung ist wichtig für Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze und Nachhaltigkeit, doch nur selten spektakulär genug für große Schlagzeilen."

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