Berliner Gesundheitsatlas

Blaupause für Bedarfsplanung?

Einen Gesundheits- und Sozialstrukturatlas für die gesamte Bundesrepublik hat der Berliner Gesundheitssenator erarbeitet. Mit ihm, so der Wunsch, könnte der GBA die neue Bedarfsplanung nah am Versorgungsbedarf justieren. Für Berlin hieße das: 118 Hausarztsitze mehr.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Wartezimmer voll - praktizieren zu wenige Ärzte in der Region? Der Sozialstrukturatlas kann Antworten geben.

Wartezimmer voll - praktizieren zu wenige Ärzte in der Region? Der Sozialstrukturatlas kann Antworten geben.

© Pleul / dpa

BERLIN. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe werden demnächst Post vom Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (beide CDU) bekommen.

Denn die Zahlen und Daten des gesamtdeutschen Gesundheits- und Strukturatlas taugen nach Ansicht Czajas dazu, wenigstens bei drei gesundheitspolitischen Projekten Hilfestellung zu leisten: bei der Bedarfsplanung, der Verteilung der Gelder aus dem Krankenhaus- Strukturfonds und bei der Zulassung von Krankenhäusern zur ambulanten Versorgung in unterversorgten Gebieten.

Der Gesundheits- und Sozialstrukturatlas beruht auf den Ergebnissen einer in der Senatsverwaltung be-treuten Masterarbeit und lehnt sich an dem handlungsorientierten Sozi-alstrukturatlas an, den Berlin schon seit 1990 in jeder Legislaturperiode veröffentlicht und der einen großen Einfluss auf die Arztsitzverteilung in den Berliner Bezirken hat.

Für 53 Einzelindikatoren wurden bundesweit Daten etwa des Statistischen Bundesamtes und der Landesämter, der Arbeitsagenturen und der amtlichen Sozialberichterstattung analysiert.

Ziel war es, einen detaillierten Blick auf die strukturelle und gesundheitliche Lage auf Länderebene zu erarbeiten, um daraus nicht nur zu sehen, wo Berlin im Ländervergleich steht. Es sollten auch Handlungsimpulse und -empfehlungen abgeleitet werden.

Der Süden hat die Nase vorn

Die Ergebnisse der statistischen Analysen sind per se nicht überraschend und verdeutlichen, was man aus den Armutsberichten oder aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes kennt: Im Süden Deutschlands, vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, geht es den Menschen gesundheitlich und sozialökonomisch besser als im Norden, im Westen besser als im Osten. Und: Der Gesundheitszustand wird wesentlich vom sozialen Status beeinflusst.

Besondere Bedeutung kommt nach Ansicht von Dr. Nadine Wittmann, Hauptautorin des Atlas´, dem sogenannten Belastungsindex zu.

In ihm kumulieren Daten zur Arbeitslosigkeit, der Abhängigkeit von Transferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts sowie der Armutsrisikoquote oder zur Pflegebedürftigkeit.

Die günstigsten Werte beim Belas-tungsindex zeigen dem Atlas zufolge Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz, die schlechtesten Werte haben Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

Belastungsindex im Fokus

Czaja findet es an der Zeit, den Belastungsindex bei der Bedarfsplanung zu berücksichtigen, da sich zeige, dass "soziale Lage und Gesundheitslage korrelieren".

Für Berlin, das hat die Senatsverwaltung ausgerechnet, ergebe sich über die Einbeziehung des Belastungsindex´ ein höherer medizinischer Versorgungsbedarf.

Bei Hausärzten würde die Umsetzung den Berliner Sollwert um 118 Vertragsarztsitze erhöhen. Statt der derzeitigen Bedarfsplanungsquote von 1687 Einwohner pro Arzt ergäbe sich dann eine Quote von nur noch 1629 Einwohner je Arzt.

Welche Veränderungen in den an-deren Bundesländern möglich sind, das sei noch nicht durchgerechnet worden, sagt Professor Gerhard Meinlschmidt vom Gesundheitssenat.

"Ich glaube nicht, dass es etwa für die südlichen Bundesländer zur Verringerung bei den Arztzahlen kommen würde", so Senator Czaja. Insgesamt aber werde sich eine Verschiebung zu den ostdeutschen Ländern und größeren Städten ergeben.

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