„Verzerrte Darstellung“

Boom bei Physiotherapeuten? Heilmittelverbände kritisieren BARMER-Report

Die BARMER spricht in ihrem neuen Heilmittelreport von einem „Schub an Betriebsgründungen“ in der Physiotherapie. Der Spitzenverband der Heilmittelverbände hält dagegen: Davon könne keine Rede sein.

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Gibt es einen Boom in der Physiotherapie? In der Frage, wie stark die Zahl der Physiotherapeutenpraxen zugenommen hat, gibt es unterschiedliche Meinungen und Daten.

Gibt es einen Boom in der Physiotherapie? In der Frage, wie stark die Zahl der Physiotherapeutenpraxen zugenommen hat, gibt es unterschiedliche Meinungen und Daten.

© Photographee.eu / stock.adobe.com

Berlin. Der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) hat in scharfer Form „politisch formulierten Ableitungen“ im Heilmittelreport der BARMER widersprochen.

In dem im Februar veröffentlichten Kassen-Bericht ist von einem „Schub an Betriebsgründungen“ bei Physiotherapeuten die Rede, der „durch die deutlich bessere wirtschaftliche Situation aufgrund erheblicher Vergütungssteigerungen bedingt wurde“.

Im BARMER-Heilmittelreport werde die Steigerung der Zahl zugelassener Physiotherapiepraxen zwischen 2018 und 2021 auf rund 15 Prozent beziffert. Diese Angabe hält der SHV für „unglaubwürdig“ und spricht von einer „verzerrten Darstellung“.

Anstieg der Praxen-Zahl nur 0,8 bis 1,5 Prozent

Der SHV präsentiert andere Zahlen: So komme etwa die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) im gleichen Zeitraum nur auf einen Anstieg der Praxen um 1,5 Prozent. Der WidO-Bericht des wissenschaftlichen Instituts der AOK weise mit 0,82 Prozent eine noch geringere Zahl auf.

Vor diesem Hintergrund sei die im Bericht der BARMER angeführte Datenquelle „wenig glaubwürdig“. Gleiches gilt nach Darstellung des Spitzenverbands auch für die von der Kasse genannten Steigerungszahlen für die Ergotherapie und Sprachtherapie.

Der SHV hält die flächendeckende Versorgung mit Physiotherapie aufgrund des morbiditäts- und demografiebedingt steigenden Bedarfs für „weiterhin gefährdet“. In der überwiegenden Zahl der Praxen gebe es „lange Wartelisten“.

BARMER: Angestellte Physios haben nicht ausreichend profitiert

Als kritikwürdig bezeichnet der Verband auch die Darstellung der BARMER zur Entwicklung des Rezeptwerts, also des Umsatzes je physiotherapeutischer Verordnung. Hier leitet die Kasse aus den vorhandenen Zahlen die Behauptung ab, angestellte Physiotherapeuten in den Praxen seien nicht angemessen an den Vergütungssteigerungen der vergangenen Jahre beteiligt worden.

„Bei allen Therapeutenberufen konnte die bestehende Lücke zur Vergütung von Therapeuten im Krankenhaus bei Weitem nicht geschlossen werden“, lautet der Vorwurf.

Doch dafür würden im BARMER -Report „fälschlich“ Zahlen des Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit herangezogen, argumentiert der SHV. „Die BARMER verkennt, dass für den Nachweis der tatsächlich gezahlten Gehälter in der Physio-, Ergo- und Sprachtherapie die entsprechende Statistik der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) heranzuziehen“ ist.

Dort werde eine deutlich höhere Steigerung der Gehälter aller Mitarbeiter in Heilmittelpraxen nachgewiesen, so der SHV. (fst)

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