Längere Geburtsintervalle

Chance, dass in armen Ländern weniger Säuglinge sterben

Veröffentlicht:

ROSTOCK. Für Kinder in den ärmsten Ländern hängen die Überlebenschancen maßgeblich davon ab, wie viel Zeit zwischen ihrer Geburt und der Geburt des nächsten Geschwisterkindes liegt. Teilweise kann bereits eine Pause von zwei Jahren die Säuglingssterblichkeit halbieren, wie Forscher des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) berichten (Demography 2019; online 3. Juli).

Gemeinsam mit Kollegen aus Schweden analysierte Dr. Kieron Barclay vom MPIDR die Daten von 1,15 Millionen Frauen aus 77 Ländern, die 4,56 Millionen Kinder geboren hatten. Von diesen Kindern waren etwa 370.000 im ersten Lebensjahr gestorben.

Das Team stellte fest, dass im Durchschnitt aller Länder bis zu einem Geburtsintervall von drei Jahren die Wahrscheinlichkeit stark abnimmt, dass ein Kind im ersten Lebensjahr stirbt. Bei längeren Intervallen setzte sich dieser Trend zwar fort, allerdings viel langsamer.

Am deutlichsten machte sich der Effekt in den ärmsten Ländern bemerkbar, wo in manchen Regionen zehn Prozent der lebend geborenen Kinder den ersten Geburtstag nicht erreichen. Dort halbierte eine Verlängerung des Geburtsintervalls von einem auf zwei Jahre die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind im ersten Lebensjahr stirbt.

„Dies steht ein stückweit im Widerspruch zu der Empfehlung der WHO, die ja eine Pause von drei bis fünf Jahren zwischen zwei Geburten empfiehlt. Unseren Erkenntnissen zufolge reichen drei Jahre vollkommen aus, um die Sterblichkeit massiv zu senken“, wird Barclay in der Mitteilung zitiert.

Vermutlich gebe es in den ärmsten Ländern ein großes Potenzial, die Kindersterblichkeit zu senken, fügt Erstautor Dr. Joseph Molitoris von der Universität Lund hinzu. „Weltweit werden mehr als 30 Prozent der Kinder innerhalb von zwei Jahren nach ihrem älteren Geschwister geboren.“

In reichen Länder mit geringer Säuglingssterblichkeit haben kürzere Geburtsintervalle den Ergebnissen der Forscher zufolge übrigens keinen Einfluss auf die Überlebenschancen der Kinder. (eb/bae)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma-Regulierung: Impulse für Deutschland

Der Stand der Europäischen HTA-Regulation

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung