Gesundheitsämter

Corona-Nachverfolgung: Ab wann droht der Kontrollverlust?

In mehreren Städten arbeiten die Gesundheitsämter am Limit. Warnungen, dass ab 20 .000 Neuinfektionen pro Tag der Kontrollverlust droht, will sich das Gesundheitsministerium aber nicht anschließen.

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Liste von Kontaktpersonen von positiv auf das Coronovirus getesteten Menschen – den Gesundheitsämtern fällt es immer schwerer, alle Kontakte nachzuvollziehen.

Liste von Kontaktpersonen von positiv auf das Coronovirus getesteten Menschen – den Gesundheitsämtern fällt es immer schwerer, alle Kontakte nachzuvollziehen.

© Marijan Murat/dpa

Berlin. Gesundheitsämter in mehreren deutschen Städten sind wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen überlastet. Sie könnten in einer ganzen Reihe von Städten nicht leisten, was anzustreben sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Sie könnten also nicht in jedem Fall die Kontakte der Betroffenen nachvollziehen. Auch in Teilen Berlins sei das zu erleben.

Seibert mahnte die Bevölkerung zu strenger Einhaltung des Infektionsschutzes: „Wir sind nicht machtlos, wir haben es in der Hand, diesen Trend zunächst einmal zu stoppen und umzukehren.“

Montgomery warnt vor kritischer Neuinfektionsgrenze

Warnungen vor 20 .000 Neuinfektionen pro Tag und einer außer Kontrolle geratenden Lage wollte sich die Bundesregierung nicht anschließen. Seibert wies darauf hin, „dass man die Sache sicher auch regional und lokal betrachten muss“.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hatte für den Fall eines weiteren Anstiegs gewarnt, bei 20 .000 Neuinfektionen am Tag gerate die Lage außer Kontrolle. „Dann wäre es für Gesundheitsämter nicht mehr möglich, die Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Freitag). Die Gesundheitsämter hatten zuletzt 11 .242 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am frühen Freitagmorgen bekannt gab. Eine Woche zuvor waren es erst 7334.

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte: „Es hat jetzt wenig Sinn, bestimmte Kennzahlen in den Raum zu werfen, die Neuinfektionen für ganz Deutschland betreffen.“ Klar sei aber, dass es ab einer bestimmten Inzidenz schwer werde, die Kontakte nachzuvollziehen.

ÖGD-Chefin Teichert hält dagegen

Die Verbandschefin der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Dr. Ute Teichert, sieht derzeit keinen Kontrollverlust der Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie. „Ich glaube nicht, dass wir an dem Punkt sind, dass wir die Kontrolle verloren haben“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des ÖGD am Donnerstagabend in den ARD-„Tagesthemen“.

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen gebe es sicherlich eine Problematik, „dass wir nicht mehr hinterherkommen mit der Personalsituation“, sagte Teichert. „Aber es ist noch nicht so, dass wir die Situation nicht mehr unter Kontrolle haben.“

Nachholbedarf bei Corona-Warn-App

Weiter Lücken gibt es bei der Corona-Warn-App. Nicht alle Labore sind angeschlossen, wie aus den Angaben des Gesundheitsressorts und von Seibert hervorgeht. Allerdings seien mittlerweile 148 von 165 Laboren angeschlossen und hätten millionenfach Testergebnisse übermittelt, so Seibert. Der Tagesdurchschnitt der Downloads sei deutlich gestiegen, auf zuletzt 20,4 Millionen. (dpa)

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