Brandenburg

DAK: Landesweit 200.000 Menschen mit erhöhtem Herzinfarkt-Risiko

Die DAK Gesundheit hat in Brandenburg die Daten von 110.000 erwerbstätige Versicherten ausgewertet. Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle psychischer Erkrankungen bei KHK.

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Potsdam. Rund 200.000 Brandenburger haben ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt. Ursache dafür sind insbesondere Depressionen, Ängste und Arbeitsstress. Das geht aus einer Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit hervor, der der Ärzte Zeitung vorab vorliegt. Grundlage sind die Daten von rund 110.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Brandenburg. Zusätzlich befragte das Forsa-Institut 200 Beschäftigte im Auftrag der Krankenkasse.

Der Studie zufolge sind die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um 53 Prozent gestiegen. Depressionen oder Ängste seien mittlerweile die zweithäufigste Ursache für eine Krankschreibung. Die Studie zeige, dass die Rolle von Stress und psychischen Erkrankungen als Risiko für Herzinfarkte oft unterschätzt werde, sagt Anke Grubitz, Landeschefin der DAK-Gesundheit. „Die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen steigen seit Jahren.“

Jeder zehnte Befragte in einer „Gratifikationskrise“

Die Daten der DAK zeigten ferner, dass viele Erwerbstätige mit Depressionen auch häufiger wegen der koronaren Herzkrankheit (KHK) in ärztlicher Behandlung sind. „Zum einen ist es so, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen häufiger Herzprobleme haben“, sagte Grubitz. „Zum anderen zeigen unsere Abrechnungsdaten, dass Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten auch häufiger eine psychische Erkrankung entwickeln.“

Die DAK-Studie hält auch die Situation am Arbeitsplatz für die Zunahme von Stress und Depressionen ursächlich. So befänden sich zehn Prozent der Befragten in einer sogenannten „Gratifikationskrise“: Sie erbrächten aus eigener Perspektive viel Leistung, würden dafür aber wenig Wertschätzung erfahren. Ein Viertel der Befragten würde von steigendem Arbeitsvolumen und häufigem Zeitdruck berichten. Hingegen empfänden 18 Prozent das, was sie als Anerkennung von ihren Vorgesetzten bekommen, als zu dürftig und den Lohn für unangemessen.

Konsequenzen forderte der gesundheitspolitische Sprecher der Brandenburger Linken, Ronny Kretschmer: „Die Arbeitsbelastungen und Arbeitsverdichtungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.“ Wenn man sich ansehe, wie sehr die Home-Office-Zahlen gestiegen seien, werde deutlich, dass auch diese Form der Arbeit möglicherweise eine stärkere Regulierung benötige.

„Mehr das Gemeinsame betonen“

Ähnlich äußerte sich der CDU-Gesundheitspolitiker Professor Michael Schierack. „Wir leben in immer schneller werdenden Zeiten, und erleben die Corona-Pandemie und nun auch noch die Energiekrise“, sagt Schierack. „Es ist klar, dass das Einfluss auf die Zunahme der Zahl von Depressionserkrankungen hat.“ Schierack betonte, dass vor allem soziale Kontakte, eine ausgewogene Ernährung und ein gutes soziales Umfeld an dieser Stelle hilfreich seien.

Gerade kleine Firmen, die sich sehr persönlich um ihre Mitarbeiter kümmerten, hätten weniger mit hohen Krankenständen zu kämpfen. „Insgesamt sollten wir in der Gesellschaft weniger polarisieren und mehr das Gemeinsame in den Vordergrund stellen“, sagte Schierack. „Wir sollten verstehen, dass es nichts nutzt, auf Stress und totale Effizienz zu setzen.“ (lass)

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