Handelsbranche

DAK warnt vor Burn-out

DAK-Branchenreport Handel: Viele Beschäftigte arbeiten am Limit - auf Kosten ihrer Gesundheit.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Die 4,9 Millionen Beschäftigten im Handel sollen schnell arbeiten und auch bei hoher Arbeitsbelastung stets freundlich bleiben. Das hohe Maß an Kundenkontakten - 87 Prozent im Einzelhandel, 65 Prozent im Großhandel - geht an den Arbeitnehmern nicht spurlos vorüber.

Sieben von zehn Beschäftigten geben an, bei der Arbeit bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit zu gehen. Ein Beispiel: Etwa die Hälfte der Angestellten mit Kundenkontakt kann selten bis nie entscheiden, wann sie Pausen machen können. Oft gibt es gar keinen Pausenraum.

Das geht aus dem "Branchenreport Handel" von DAK Gesundheit und der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) hervor, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Für den Bericht wertete das Berliner IGES Institut Daten aus und befragte rund 4000 Beschäftigte und Führungskräfte der Branche.

Auffällig ist der Mangel an Fehlerkultur. Drei von zehn Befragten fühlen sich von ihren Chefs nie oder nur selten unterstützt. Unfälle und Arbeitsrisiken werden nicht gemeldet, weil Angestellte befürchten, dafür verantwortlich gemacht zu werden.

"Kundenorientierung darf nicht zulasten von Sicherheit und Gesundheit gehen", kommentierte DAK-Vorstandsmitglied Thomas Bodmer die Ergebnisse.

Eine betriebliche Kultur der Sicherheit und Gesundheit sei kein Luxus für die Unternehmen. Sie sei vielmehr für alle Beteiligten essenziell im Hinblick auf die Gesundheit, den Erhalt der Arbeitsfähigkeit und damit auch der Produktivität, sagte Bodmer mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft, die vor den Beschäftigten im Groß- und Einzelhandel nicht Halt macht.

Was den Krankenstand angeht, liegt der Handel im Schnitt. Mit 3,8 Prozent lag er im Berichtszeitraum 2014 unter dem des Gesundheitswesens und der öffentlichen Verwaltung (je 4,5 Prozent), aber höher als bei Banken und Versicherungen (3,1) und Medien (3,0). Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems sorgten 2014 ausweislich des Berichts im Einzelhandel für 364 Krankheitstage je 100 gesetzlich Versicherte, gefolgt von 251 Tagen aufgrund psychischer Erkrankungen (Großhandel 261/ 200).

DAK und BGHW setzen mit dem Bericht eine Vorgabe des Präventionsgesetzes um, das eine engere Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger bei der Prävention fordert.

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