Das IQWiG bleibt bei seiner Methodik - trotz Schwächen

Nach fast zweijähriger Vorarbeit hat das IQWiG sich auf eine Methodik für die Kosten-Nutzen-Bewertung festgelegt - die Kontroverse darum dürfte weitergehen.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

KÖLN. Das wissenschaftliche Beratungsinstitut des Gemeinsamen Bundesausschusses hält dabei an der von ihm entwickelten Methode der Effizienzgrenze fest. Maßstab für die Bewertung einer Arzneimittel-Innovation ist damit das Nutzen-Kosten-Verhältnis der Standardtherapie. Das Verfahren läuft in zwei Stufen: Zunächst wird eine reine Nutzen-Bewertung gemacht; zeigt sich danach ein Zusatznutzen der Innovation, so folgt im zweiten Schritt eine Kosten-Nutzen-Bewertung. Als effizient gilt das neue Arzneimittel dann, wenn das Verhältnis von Zusatznutzen zu Zusatzkosten mindestens genauso günstig ist, wie das Nutzen-Kosten-Verhältnis beim Standard. Dies lässt sich in einer einfachen Grafik abbilden, die zugleich einen Anhaltspunkt dafür gibt, welches der maximale Erstattungshöchstbetrag sein kann, den die Kassen einheitlich festlegen.

Bei der Bewertung von Nutzen und Kosten will das IQWiG zunächst nur die Perspektive der Krankenkassen berücksichtigen. Ferner soll der Einfluss zusätzlicher Ausgaben auf das Gesamtbudget der Kassen analysiert werden. Auswirkungen auf andere Sozialversicherungsträger - etwa Pflege- und Rentenversicherung - sowie gesamtwirtschaftliche Aspekte wie Produktivitätsgewinne können einbezogen werden.

Anders als das britische NICE will das IQWiG keine indikationsübergreifenden Kosten-Nutzen-Bewertungen. Die Effizienzanalyse ist also nur partiell auf eine Krankheit beschränkt. Das britische Modell einer krankheitsübergreifenden Betrachtung sieht Institutsleiter Professor Peter Sawicki als "utilitaristisch" und "gewinnmaximierend" an - das entspreche nicht der deutschen Kultur.

Einwände vieler Gesundheitsökonomen hat das IQWiG nicht berücksichtigt. Kernpunkt der Kritik: Je älter eine Standardtherapie ist, umso schwerer hat es eine Innovation, sich durchzusetzen. Die Gründe sind historisch niedrigere Kosten, Generika-Wettbewerb oder auch Festbeträge und Rabattwettbewerb bei älteren Medikamenten. Das Gesetz abnehmender Grenzproduktivität, das prinzipiell auch für die Forschung gilt, wird nicht berücksichtigt.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma Agenda – Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Impulse für die Arzneimittelversorgung aus Patientenperspektive

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda

Nutzenbewertung

Eliglustat: Zusatznutzen nicht quantifizierbar

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung