Kommentar zum KBV-Bürokratieindex
Das Murmeltier lässt grüßen
Große Fortschritte sind beim Thema Bürokratie für Kassenärzte offensichtlich nicht zu verzeichnen. Das Thema genau im Blick zu haben, hilft aber vielleicht, Schlimmeres zu verhindern.
Veröffentlicht:Außer Spesen nichts gewesen? Seit 2016 erhebt die KBV zusammen mit der Fachhochschule des Mittelstands den Bürokratieindex BIX. In dieser Zeit hat sich nicht viel getan beim Papierkram und sonstigen Verwaltungsaufgaben in Arztpraxen. Die Belastung durch Bürokratie ist nach den Berechnungen praktisch gleich geblieben: 55,8 Millionen Netto-Arbeitsstunden im Jahr statt 55,6 Millionen vor vier Jahren.
Das erklärte Ziel der KBV – nämlich den Bürokratieaufwand zu senken – ist damit klar verfehlt. Nun liegt es nicht nur an der KBV, ob sich die Belastung in den Praxen durch Verwaltungsvorschriften erhöht oder nicht. Das Beispiel der Testverordnungen mit den wechselnden Anspruchsberechtigungen, Zuständigkeiten, Abrechnungs- und Kodierregeln sowie weiteren Vorschriften spricht Bände, wie schnell bürokratische Hürden aufgebaut sind. Nicht zuletzt dieser hohe Aufwand hat viele Praxen, bei denen nicht so viele SARS-CoV-2-Tests anfallen, abgeschreckt, die Tests eigenen Patienten anzubieten.
KBV-Bürokratieindex
Bürokratie kostet jede Praxis 61 Arbeitstage
Das Reizthema Bürokratie bleibt insofern top-aktuell für Ärzte. Vielleicht liegt auch genau in diesem Punkt der Sinn des BIX: Das Bewusstsein für die Brisanz in Politik und Selbstverwaltung wird regelmäßig geschärft. Dass in Belastungssituationen wie der aktuellen Pandemie manche Vorschriften zurückgenommen werden, macht Hoffnung. Und dass es nicht immer in Richtung mehr Bürokratie geht, zeigt auch die neue Heilmittelrichtlinie, die im Januar kommt. Ein ewiges Ringen.
Schreiben Sie dem Autor: hauke.gerlof@springer.com