Großbritannien

"Demografische Zeitbombe" im NHS

Während in Deutschland eine neue Bedarfsplanung in Kraft tritt, wächst in Großbritannien die Furcht vor dem Ärztemangel: Es fehlt Nachwuchs und bald wild jeder vierte Hausarzt in den Ruhestand gehen.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
Hausärzte werden auch in Großbritannien Mangelware. Ärztliche Berufsverbände reagierten alarmiert; Hilfe ist jedoch nicht in Sicht.

Hausärzte werden auch in Großbritannien Mangelware. Ärztliche Berufsverbände reagierten alarmiert; Hilfe ist jedoch nicht in Sicht.

© sk_design / fotolia.com

LONDON. In Großbritannien fehlen Nachwuchsärzte. Mehr als 10.000 Hausärzte des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) beabsichtigen, binnen fünf Jahren in den Ruhestand zu gehen.

Das alarmiert Gesundheitspolitiker. Berufsverbände sprechen bereits von einer "demographischen Zeitbombe".

Derzeit praktizieren in Großbritannien 41.400 Hausärzte für den NHS. Jeder fünfte Hausarzt ist 55 Jahre oder älter. Gleichzeitig sinkt seit Jahren die Zahl der Berufsanfänger.

Bislang wurde dieses Ungleichgewicht durch die Kürzungen im britischen Gesundheitsetat mehr oder weniger aufgefangen. Weil lokale Gesundheitsverwaltungen sparen müssen, werden ausscheidende Allgemeinmediziner oft nicht durch jüngere Kollegen ersetzt.

Freilich: "Das lässt sich nur für einen begrenzten Zeitraum durchhalten", sagen die Gutachter der Unternehmensberatung "The Deloitte Centre for Health Solutions".

Sie stellten kürzlich eine Studie vor, in der das "demografische Ungleichgewicht" in der britischen Primärmedizin genauer unter die Lupe genommen wird.

Die Zahlen: Mehr als 10.000 staatliche Hausärzte beabsichtigen, binnen fünf Jahren den Beruf an den Nagel zu hängen. 22 Prozent der rund 41.000 NHS-Hausärzte sind heute 55 Jahre alt oder älter (2000: 17 Prozent).

Und: immer mehr Ärzte wollen statt Vollzeit in Teilzeit arbeiten. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Berufsanfänger, so die Gutachter weiter.

"Es wird schwieriger, Hausärzte im Ausland zu rekrutieren, da dies vom Gesetzgeber kürzlich erschwert wurde", so Deloitte-Sprecherin Karen Taylor.

Das dürfte ebenfalls mittel- und langfristig zu Versorgungsengpässen in der Allgemeinmedizin führen. Mediziner aus Deutschland und anderen EU-Staaten sind von diesen Neuregelungen aber nicht betroffen.

Ärztliche Berufsverbände reagierten alarmiert auf die Zahlen. "Wir müssen aufpassen, dass die flächendeckende Patientenversorgung nicht gefährdet wird", so eine Sprecherin des britischen Ärztebundes (British Medical Association) in London.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Initiative gegen Fachkräftemangel

Warken will Berufsanerkennung ausländischer Ärzte beschleunigen

EU-Pharma-Regulierung: Impulse für Deutschland

Der Stand der Europäischen HTA-Regulation

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Arztgehälter

Angestellte Ärzte in Praxen verdienen besser auf dem Land

Ausweitung beschlossen

Liposuktion bei Lipödem wird GKV-Leistung in allen Stadien

Adipositas und kardiovaskuläre Erkrankungen

Wie Ärzte klinische Komplikationen bei HIV in den Griff bekommen

Lesetipps
Mit der elektronische Patientenakte laufen die Arbeitsabläufe in der Praxis effizienter ab, weiß Diabetologin Karina Pate. (Symbolbild)

© picture alliance / ZB | Patrick Pleul

ePA-Einsatz in der Diabetesversorgung

Welchen Mehrwert eine diabetologische Schwerpunktpraxis in der ePA sieht

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung