Versorgungsforschung

Diabetes wird Ärzten immer mehr Arbeit machen

Die Krankheitslast durch Diabetes hat zwischen 2009 und 2015 um rund zehn Prozent zugenommen. Das Zentralinstitut der KBV sieht eine wachsende Herausforderung für Vertragsärzte und andere medizinische Berufsgruppen.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

BERLIN. Die Prävalenz von Diabetes bei Kassenpatienten in Deutschland ist zwischen 2009 und 2015 von 8,9 auf 9,81 Prozent gestiegen. Bei einem leichten Rückgang der Häufigkeit von Typ 1-Diabetes von 0,33 auf 0,28 Prozent steigt ausschließlich die Zahl der an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankten Menschen.

Das geht aus einer neuen Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) hervor, die in der vergangenen Woche publiziert wurde. Sie beruht auf einer Auswertung der Abrechnungsdaten der Vertragsärzte und deren Kodierungen. Danach ist die Prävalenz von Diabetes Typ 2 deutlich höher, als bislang angenommen worden ist. Da – aufsetzend auf einer niedrigen Basis – Diabetes immer häufiger auch bei jüngeren Menschen unter 45 Jahren diagnostiziert wird, ist für die Zukunft mit einer längeren chronischen Krankheitsphase, einer steigenden Krankheitslast und einer steigenden Rate an Diabetes-bedingten Komplikationen zu rechnen, die das Versorgungssystem und insbesondere die Vertragsärzte belasten werden.

Generell steigt die Prävalenz von Diabetes überall. Aber es gibt erhebliche regionale Unterschiede: In den neuen Bundesländern einschließlich Berlin ist die Diabetes-Rate um rund ein Viertel höher als im Westen. Im Westen nimmt allerdings die Prävalenz etwas stärker zu. Auf Kreisebene ist die regionale Spreizung besonders ausgeprägt: Sie reicht von 6,5 Prozent im Minimum bis zu 14,2 Prozent im Maximum.

Jedes Jahr wird bei rund 500.000 Menschen Diabetes neu diagnostiziert. Die Inzidenz bei Männern ist deutlich höher als bei Frauen, in der Altersgruppe ab 40 Jahre ist sie in Ostdeutschland wesentlich größer als im Westen.

Als ein ernst zu nehmendes Problem werten die Autoren der ZI-Studie die Tatsache der steigenden Inzidenz von Diabetes bei jungen Frauen in Westdeutschland, der sich vermutlich fortsetzen werde. Eine Manifestation von Diabetes bereits in jungen Jahren führe zu einer längeren Krankheitsdauer und erhöhe die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen.

Die regional unterschiedlichen Häufigkeiten führt das ZI vor allem auf sozioökonomische Einflussfaktoren zurück: "Studien belegen, dass mit steigender sozialer Deprivation einer Region auch das Risiko steigt, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken."

Es könne vermutet werden, dass die hohe Prävalenz in Ostdeutschland darauf zurückzuführen sei, dass dort "derjenige Anteil der Bevölkerung besonders hoch ist, der sich nicht viel bewegt, sich ungesund ernährt, raucht und übergewichtig ist".

Die vorliegende Studie sei eine Basis, auch regionalen Handlungsbedarf zu identifizieren und lokale Initiativen zur Diabetes-Prävention zu fördern, schreiben die Autoren.

Stärken und Limitationen der ZI-Studie

- Vollerhebung der in der GKV versicherten Bevölkerung, die vertragsärztliche Leistungen in Anspruch genommen haben.

- Berücksichtigung aller kodierten Diabetes-Diagnosen.

- Prävalenzen alters- und geschlechtsspezifisch sowie regionalisiert bis auf Kreiseebene.

- Aktuelle Zeitreihen bis 2015 möglich.

- Aber Rückgriff auf Sekundärdaten, die nicht für wissenschaftliche Zwecke erhoben wurden.

- Mögliche leichte Überschätzung der Diabetes Typ 2-Prävalenz.

- Keine Repräsentativität für nicht in der GKV versicherte Bevölkerungsteile.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

© Springer Medizin Verlag

Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie