Kommentar

Die Rhön-Attacke

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Die Idee ist bestechend, aber gleichzeitig verwegen: die Schaffung einer durchgängigen Versorgungsstruktur von der universitären Spitzenmedizin bis zur hausärztlichen Betreuung. Inklusive einer Vernetzung von Forschung, Lehre und Praxis.

Das ist es, was die Rhön-Klinikum AG an ihrem Unternehmenssitz in Bad Neustadt vorantreibt und was nun für Marburg geplant wird: der "rigorose Ausbau der Poliklinik-/MVZ-Struktur mit Stiftungslehrstühlen" rund um die Uniklinik.

Es ist der Traum des Rhön-Aufsichtsratsvorsitzenden Eugen Münch, ein neu strukturiertes medizinisches Leistungssystem auf der grünen Wiese zu planen.

Und zugleich eine Attacke auf bestehende Strukturen. Wenn Rhön von "rigorosem Ausbau" spricht, dann muss man wissen, dass Allmachts-Phantasien im Gesundheitswesen nicht funktionieren.

Dagegen sprechen der Sicherstellungsauftrag der KV, die Bedarfsplanungshoheit der Selbstverwaltung, das Beharrungsvermögen der Ärzte - und nicht zuletzt das Image von Rhön selbst.

Das Unternehmen ist ein Sinnbild für die Ökonomisierung des Gesundheitswesens im negativen Sinn. Die aggressiven Planspiele für Marburg werden die Gegner mobilisieren. Deshalb wird das Projekt über den Sandkasten kaum hinauskommen.

Lesen Sie dazu auch: Marburg: Vertragsärzte lässt Rhön-Angriffspläne kalt

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 26.04.201521:35 Uhr

Der "Rhön-Alptraum"?

Hausärztliche Betreuung ''von der Wiege bis zur Bahre'' lässt sich nicht durchgängig mit universitärer Spitzenmedizin realisieren. Biografisch begründete Anamnese, Untersuchung, Diagnose, Beratung, Therapie, Palliation benötigen mehr als den "rigorosen Ausbau der Poliklinik-/MVZ-Struktur mit Stiftungslehrstühlen" rund um eine Universitäts- oder Schwerpunktklinik.

Patienten-Behandlungen von Ängsten und Befürchtungen um Bagatellen, Panikreaktionen, Befindlichkeitsstörungen, aber auch gefährlich abwendbare Verläufe um Notfälle, Kriseninterventionen und akute Exazerbationen brauchen eine humane, empathisch-zuwendungsorientierte Medizin und nicht betriebs-wirtschaftlich rationalisierte, optimierte Kapitalverwertungsinteressen.

85-90 Prozent aller Beratungsanlässe können i n n e r h a l b der ambulanten Haus- und Facharzt-Medizin bei übertragbaren und nicht-übertragbaren Krankheiten ("communicable and non-communicable diseases") in frühen, symptomatischen Phasen p r ä k l i s c h detektiert, untersucht, therapiert und damit gelöst werden. Der Klinikaufenthalt bleibt biografisch für jeden Menschen eine zeitliche und räumliche Ausnahme- und Extremsituation.

Und genau da beginnt der Rhön-Alptraum: Lückenlose Kontrolle über Gesundheits- und Krankheitsdaten bzw. -verhalten der Bevölkerung gewinnen. Prävalenz, Inzidenz und Krankheits-Bewältigungsstrategien in einer Region einschätzen und damit beherrschen. Engmaschig ambulant-stationäre Dienstleistungs-Netze aufbauen, damit das profitable ''Krankengut'' einem nicht durch die Maschen schlüpft. Von der Einheits-Geburt, dem Einheits-Leben, der Einheits-Krankenkasse zur Einheits-Untersuchung, -Diagnostik und -Therapie im Einheits-Krankenhaus, -MVZ und in vergleichbaren -Gesundheitseinrichtungen bei möglichst genormtem Einheits-Verhalten: Dabei will die Rhön-Klinikum AG kontrollieren, dirigieren und abkassieren?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Wolfgang P. Bayerl 25.04.201512:23 Uhr

was soll bitte daran "bestechend" sein, lieber Herr @Helmut Laschet???

Vielleicht der Wunsch nach mehr Dividenden?

Immerhin ist ja in dieses Unternehmen Goldmann Sachs eingestiegen:
http://tinyurl.com/qflozrb
Ein Krankenhaus, das der Steuerzahler komplett finanziert hat und auch weiter finanzieren muss bei allen Umbauten und teuren medizinischen Einrichtungen
(im krassen Gegensatz zum niedergelassenen Arzt, Herr Laschet!)
soll mit diesen deutschen Steuergeldern Dividende an einen ausländischen Investor erwirtschaften???

Kein ernsthaftes gesundheitspolitisches Thema?
Warum nicht?

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