Notfallreform

Die Wogen glätten sich ein wenig

Die Notfallreform steht noch aus. Bei der bislang strittigen Frage der ambulanten Sicherstellung schlagen Vertragsärzte und Krankenhauslobby nun sanftere Töne an.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Nicht jeder akute medizinische Fall gehört in die Notaufnahme. Eine Reform will Abhilfe schaffen.

Nicht jeder akute medizinische Fall gehört in die Notaufnahme. Eine Reform will Abhilfe schaffen.

© upixa / stock.adobe.com

Berlin. Bei der geplanten Reform der Notfallversorgung schlagen Vertragsärzte und Kliniken versöhnlichere Töne an.

„Wir sind da gar nicht so weit auseinander“, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Dr. Gerald Gaß bei einer Diskussionsveranstaltung am Dienstag.

Auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, zeigte sich zuversichtlich, dass das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Notfallgesetz „einige der Probleme abräumen wird“.

Gezielte Steuerung nötig

Nach wie vor suchten vor allem nachts und an den Wochenenden zu viele Patienten die Notaufnahmen der Kliniken auf, die dort nicht hingehörten. Ein funktionierendes Notfallkonzept werde daher ohne gezielte Steuerung nicht auskommen, betonte Gassen.

Auch DKG-Präsident Gaß forderte eine „qualifizierte Patientensteuerung auf die richtige Versorgungsebene“. Vergleichsweise leichte Notfälle seien Sache des Bereitschaftsdienstes.

KBV-Chef Gassen sagte, die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) arbeiteten derzeit mit Hochdruck daran, die Nummer des Bereitschaftsdienstes bekannter zu machen. 2020 soll der Service der 116 117 zu einem eigenen Versorgungsportal weiterentwickelt werden. Über die Nummer soll auch eine qualifizierte Ersteinschätzung erfolgen, welche Anlaufstelle für den jeweiligen Anrufer die geeignete und passende ist.

Verbale Scharmützel

Krankenhausgesellschaft und Vertragsärzte hatten sich in den vergangenen Wochen einige verbale Scharmützel über die künftige Ausgestaltung der Notfallversorgung geliefert. Die DKG hatte mehrfach erklärt, die Kliniken könnten die ambulante Notfallversorgung auch ohne KVen stemmen.

Dies war bei den Vertragsärzten auf Kritik gestoßen, da der Sicherstellungsauftrag klar geregelt sei. Werde er untergraben, sei das eine schlechte Nachricht für die Patienten, hatte der KBV-Vorstand im Interview mit der „Ärzte Zeitung“ gewarnt. Gesundheitsminister Spahn hatte die Streithähne zur Einigung aufgerufen.

„Dritten Sektor brauchen wir nicht“

DKG-Präsident Gaß erklärte nun, die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Bereitschaftsdiensten sei „teilweise sehr partnerschaftlich“ organisiert. „Dem Grunde nach haben wir damit kein Problem.“

Die im Referentenentwurf des Gesundheitsministeriums genannten „Integrierten Notfallzentren“ (INZ), die als eigene Betreibergesellschaft gemeinsam von Kliniken und KVen betrieben werden sollten, brauche es aber nicht, stellte Gaß klar.

Auch Gassen betonte: „Den dritten Sektor brauchen wir sicher nicht.“ Die INZ seien wohl eher „als idealtypische Institution“ zu sehen.

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