Medizinischer Fakultätentag

Digitale Kompetenzen? Nicht im Medizinstudium zu finden!

Digitalisierung wird den Arztberuf und die Versorgungsrealität verändern. Beim Medizinischen Fakultätentag forderten Studierende, jetzt die Weichen zu stellen für ein modernes Medizinstudium.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Skizzierten die Folgen der Digitalisierung auf das Medizinstudium aus Sicht des bvmd: die Medizinstudierenden Lisa Schmitz und Jeremy Schmidt.

Skizzierten die Folgen der Digitalisierung auf das Medizinstudium aus Sicht des bvmd: die Medizinstudierenden Lisa Schmitz und Jeremy Schmidt.

© Sablotny/ MFT

TÜBINGEN. Digitalisierung ist kein Trend, sondern wird den Arztberuf und das Medizinstudium grundlegend verändern. Diese Auffassung haben Jeremy Schmidt und Lisa Schmitz von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) beim Medizinischen Fakultätentag kürzlich in Tübingen vertreten.

Wenn sich aktuell das medizinische Wissen binnen 73 Tagen verdoppelt, dann muss das Rückwirkungen auch auf das Studium haben, forderten sie. Dabei gehe es nicht allein um neue, digitalisierte Prüfungsformate, sondern um digitale Kompetenzen. Doch ein solchermaßen verändertes Rollenbild von Ärzten müsse sich auch im Studium widerspiegeln, forderten die beiden bvmd-Vertreter.

Der gemeinsam vom Studierendenverband und der KBV zusammen mit der Universität Trier erhobene Berufsmonitor Medizinstudium hat im vergangenen Jahr ein differenziertes Bild in Sachen Digitalisierung ergeben. Mögliche Verbesserungen bei Diagnose, Arbeitsorganisation und Behandlung durch digitale Helfer fanden bei den bundesweit rund 13.000 befragten Studierenden hohe Zustimmungswerte.

Nichts gelernt zu Digitalisierung!

„Nur haben wir dazu im Studium wenig bis nichts gelernt“, konstatierte Schmidt. Die Integration der Digitalisierung als Lerninhalt müsse so unterschiedliche Aspekte wie Grundlagen der künstlichen Intelligenz (KI), Versorgungsfragen rund um die elektronische Patientenakte und digitale Assistenzprogramme oder Ethik und Recht umfassen. Implementieren lasse sich dieser Themenstrauß im Studium nur longitudinal, interdisziplinär und praxisnah.

„Wahrscheinlich müssen wir dafür auf andere Fächer zurückgreifen“, so Schmidt. Konzeptionell möglich wären neue Lehrformate wie Tandemteaching oder um digitale Skills erweiterte Inhalte für die mündlich-praktischen OSCE-Prüfungen (Objective Structured Clinical Examination).

Die Herausforderungen sind groß, denn im Masterplan Medizinstudium wird die Digitalisierung als Handlungsfeld gar nicht adressiert. Weitere Herausforderungen bestünden darin, in den Hochschulen ein Innovationsklima zu schaffen, das diesen Veränderungsprozess erst ermöglicht.

Die dritte große Baustelle werde die nötige Qualifikation der Lehrenden sein, sagte Lisa Schmitz. Sie mahnte, alle diese Herausforderungen müssten bei der Überarbeitung der Approbationsordnung mitgedacht werden. Damit dies klappen kann, brauche es Mut, Veränderungswillen und die Einbindung der Studierenden. „Digitalisierung werde die Versorgungsrealitäten in Zukunft „substanziell verändern“.

Beide Studierenden ernteten viel Zustimmung im Publikum, doch wurde zugleich auch das oftmals geringe Interesse angehender Mediziner an der Informationstechnik hinterfragt. Das Interesse vieler Studierender „endet bei der Benutzung sozialer Netzwerke“, kritisierte ein Diskussionsteilnehmer. Der Weg zu einem Medizinstudium für das digitale Zeitalter ist noch weit.

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