Koalition

Drastische Mittel gegen Pflegebetrügereien

Die Regierungskoalition geht scharf gegen Betrug bei häuslicher Pflege vor - per Gesetz. Der Medizinische Dienst soll mehr Kontrollrechte erhalten.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Häusliche Pflege kommt unter die Lupe: Ein neues Gesetz ist geplant.

Die Häusliche Pflege kommt unter die Lupe: Ein neues Gesetz ist geplant.

© Erwin Wodicka / Panthermedia

BERLIN. Der Skandal um organisierten Abrechnungsbetrug in der Pflege findet unmittelbar Eingang in die Gesetzgebung der großen Koalition. Dabei greifen Union und SPD zu drastischen Mitteln.

So soll das Grundrecht auf die Unverletzlichkeit der Wohnung für Schwerstpflegebedürftige eingeschränkt werden. Das soll es den Medizinischen Diensten der Krankenkassen ermöglichen, leichter Zutritt zu Wohnungen zu erhalten, in denen Menschen rund um die Uhr intensiv betreut werden, zum Beispiel zu Beatmungs-Wohngruppen.

Das geht aus einem Gesetzentwurf der Regierung hervor, der der "Ärzte Zeitung" vorliegt und der am 28. Juni vom Kabinett an den Bundestag weitergeleitet werden soll.

Unangemeldete Kontrollen in Wohnungen

Demnach sollen solche Wohneinheiten analog zu Prüfungen in stationären Pflegeheimen künftig "grundsätzlich unangemeldet" kontrolliert werden können.

Mit der geplanten Regelung sollen die Pflegedienste umgekehrt verpflichtet werden, den Vertretern der Medizinischen Dienste Zugang zu den Räumen zu verschaffen und Einsicht auch in personenbezogene Daten zu gewähren.

Gesundheitspolitiker der Koalition hatten eine Verschärfung der Kontrollen bereits Ende April nach einem Treffen mit Vertretern von Pflegeverbänden, des Bundeskriminalamts und der Gesetzlichen Krankenversicherung angekündigt.

Damals waren Abrechnungsmanipulationen in der ambulanten Pflege, vor allem in der häuslichen Intensivpflege, bekannt geworden.

Vor allem Pflegedienste, Angehörige von Pflegebedürftigen sowie die Patienten selbst sollen daran beteiligt gewesen sein. Der Schaden soll bis zu einer Milliarde Euro jährlich betragen.

Schwarze Schafe leichter identifizieren

Beifall für die Regierungspläne kam von den Grünen. Eine Meldepflicht für ambulante Dienste, wie Nordrhein-Westfalen sie bei den Kreisen und kreisfreien Städten einführt, sowie die Vernetzung über Pflegekonferenzen könnte zu mehr Transparenz führen, sodass die schwarzen Schafe leichter zu identifizieren seien, sagte die Pflegebeauftragte der Grünen im Bundestag, Elisabeth Scharfenberg.

Auch bei unangemeldeten Kontrollen müsse das Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung gewahrt bleiben.

Die neuen Regeln sind in das Pflegestärkungsgesetz III eingeflossen, mit dem auch die Sozialhilfe auf den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff umgestellt werden soll.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview

„Versorgungsqualität ist mehr als pflegerisches Handeln“

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

WIDO-Analyse

Qualitätsatlas Pflege: Viel Luft nach oben

Kooperation | In Kooperation mit: AOK -Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Körperliche Aktivität

Gegen chronische Kreuzschmerzen hilft Gehen – und zwar täglich

Lesetipps
Eine Person balanciert auf einem Grad.

© RFBSIP / stock.adobe.com

Große Datenbankanalyse

Schwindel als mögliches Warnsignal für Alzheimer

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

© Porträt: Antje Boysen / DEGAM | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung