Großbritannien

Drei-Stufen-System soll Corona-Pandemie im UK unter Kontrolle bringen

Englands Corona-Zahlen schießen in die Höhe, immer mehr Menschen liegen mit COVID-19 im Krankenhaus. Premier Johnson will einen weiteren Lockdown um jeden Preis verhindern – und setzt dabei auf ein neues System.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
Premierminister Johnson verkündet seinen Drei-Stufen-Plan, um die Corona-Fallzahlen in England unter Kontrolle zu bringen. Für viele Pubs heißt das, den Zapfhahn abzustellen.

Premierminister Johnson verkündet seinen Drei-Stufen-Plan, um die Corona-Fallzahlen in England unter Kontrolle zu bringen. Für viele Pubs heißt das, den Zapfhahn abzustellen.

© Peter Byrne/PA Wire/dpa

London. In Großbritannien steigen die COVID-19-Infektionszahlen inzwischen so stark an, dass sich die britische Regierung am Montagabend gezwungen sah, neue Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie anzukündigen. Es soll in Zukunft ein Drei-Level-System – ein stufenweises Frühwarnsystem – geben. Viele Ärzte und Virologen sind freilich skeptisch. „Diese Maßnahmen kommen zu spät und sie sind lückenhaft“, sagt beispielsweise Professor Calum Semple von der Universität Liverpool.

Die drei Warnstufen reichen von „mittelgroßes Risiko“, „hohes Risiko“ bis „sehr hohes Risiko“. Je höher das Risiko, desto größer die Einschränkungen, die am Mittwoch in Kraft treten werden. So werden in den als „sehr hohes Risiko“ eingestuften Gebieten wie Liverpool die meisten Pubs und Fitnessstudios geschlossen. In allen Risikogebieten gelten außerdem Obergrenzen, wie viele Personen sich noch treffen dürfen. Die neuen Maßnahmen betreffen landesweit mehr als 20 Millionen Menschen.

3400 COVID-Patienten in Kliniken

„Es liegen jetzt mehr Patienten mit COVID-19 in unseren Kliniken als im März“, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Montagabend in London. Die Lage sei „sehr ernst“. Johnson gab eine Fernsehansprache zur besten Sendezeit, was höchst ungewöhnlich ist und nur selten vorkommt. Derzeit werden laut Londoner Gesundheitsministerium in den britischen Krankenhäusern mehr als 3400 COVID-Patienten stationär beziehungsweise intensivmedizinisch versorgt.

Zu Beginn der Pandemie waren es weniger – 3097 Patienten beispielsweise am 23. März. An diesem Tag hatte die Regierung einen kompletten Lockdown angekündigt. Das solle dieses mal aber verhindert werden, so der Regierungschef.

Liverpool und andere Teile Nord-Englands werden in der höchsten Alarmstufe eingestuft. Dort steigt die Zahl der Neuinfektionen dramatisch an. Die Menschen in diesen nordenglischen Gegenden müssen sich auf strenge Auflagen einstellen. Dazu gehört ein begrenztes Versammlungsverbot, die Schließung von Pubs, Kliniken werden in Alarmbereitschaft versetzt. Das galt am Montag bereits Kliniken für Krankenhäuser in Liverpool, Manchester und Huddersfield.

Warnung vor Kollaps des Gesundheitswesens

In Nord-England erwartet man in den nächsten Tagen deutlich mehr Klinikeinweisungen als Folge von COVID-19. Routineoperationen wurden abgesagt, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Gesundheitsexperten prophezeien gar den Kollaps des Gesundheitswesens

So sagt der wissenschaftliche Berater der Regierung Johnson, Sir Patrick Valance: „Diese Maßnahmen sind unzureichend und die Gefahr ist groß, dass unser Gesundheitswesen früher oder später nicht mehr in der Lage sein wird, alle Patienten zu versorgen. Das ist sehr besorgniserregend und alarmierend.“ Sir Patrick kritisierte außerdem, dass die neuen Maßnahmen „zu regional“ ausgerichtet seien, um wirksam zu sein.

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