EU-Freigabe für Genkartoffel erntet geteiltes Echo

Veröffentlicht:

BRÜSSEL (taf). Nach Angaben von Gesundheitskommissar John Dalli will es die EU-Kommission künftig den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union überlassen, ob sie den Anbau von Gensaaten im eigenen Land erlauben. Gleich zu Beginn seines fünfjährigen Mandats packt er damit ein Dossier an, das seine beiden Vorgänger Markos Kyprianou und Androulla Vassiliou über zehn Jahre haben liegen lassen. Die Genehmigung für das Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in Lebensmitteln und Tierfutter für Nutztiere solle künftig auf Basis wissenschaftlicher Ergebnisse auf EU-Ebene entschieden werden. Die Entscheidung über den Anbau von GVO-Saaten hingegen sollen in Zukunft die Mitgliedstaaten treffen. Bis zum Sommer diesen Jahres will Dalli einen entsprechenden Kommissionsvorschlag vorlegen.

Mit der Anbaugenehmigung für die gentechnisch veränderte Kartoffel "Amflora" von BASF und der Zulassung von drei Genmaissorten aus US-amerikanischer Produktion schafft Dalli Fakten. Zugelassen ist "Amflora" für die Papier- und Stärkeproduktion. Nach bisheriger EU-Rechtsordnung bedurfte es der Einstimmigkeit im Ministerrat. Über ein Jahrzehnt organisierten GVO-kritische Mitgliedstaaten stets eine qualifizierte Mehrheit gegen Beschlüsse. Aus politischer Rücksichtnahme auf einzelne EU-Staaten scheute sich die Brüsseler Behörde Fakten zu schaffen.

Kritiker halten die Zulassung für fahrlässig. Die WHO hat gewarnt, durch den Anbau der Genkartoffel könnten bei Menschen Resistenzen gegen Antibiotika entstehen. Zustimmung erhielt Dalli von FDP und CDU, Kritik kam von den Grünen. "Es ist gut, dass die lange Wartezeit vorbei ist. Nach einem langjährigen Zulassungsprozess und drei positiven Befunden der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) war die Anbaugenehmigung für die Amflora überfällig", sagt Britta Reimers, agrarpolitische Sprecherin der FDP im Europäischen Parlament. Auch Expertin für Grüne Gentechnik im Europäischen Parlament, Renate Sommer (CDU), sieht die Entscheidung positiv: "Ich begrüße die Zulassung der GVO-Pflanzen, die seit Jahren in der Schwebe war." Ganz anders die Grünen im EP: "Kaum drei Wochen im Amt knickt EU-Gesundheitskommissar John Dalli vor dem deutschen Chemiekonzern BASF ein und peitscht die erste Zulassung für den Anbau einer Gentechnikpflanze seit zwölf Jahren durch", sagt Rebecca Harms von den Grünen. Dies sei ein Schlag ins Gesicht für die Bürger in Europa, von denen 70 Prozent Gentechnik im Essen ablehnen. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) nannte die Entscheidung der EU-Kommission "eine gute Nachricht für den Forschungsstandort Europa".

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Abb. 1: Delphi-Expertenkonsens: Übereinstimmung für die Bedeutung einer Supplementierung

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Delphi-Expertenkonsens

Update: wichtige Mikronährstoffe für Schwangerschaft und Stillzeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: P&G Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren