KOMMENTAR
Ein Meilenstein für die Hausärzte
Der 8. Mai 2008 könnte in die Geschichte der Krankenversicherung und der Gesundheitsversorgung eingehen: Gestern haben der Hausärzteverband, Medi und AOK Baden-Württemberg einen Versorgungsvertrag unterzeichnet, mit dem erstmals nach 75 Jahren die durch die Brüningschen Notverordnungen entstandende kollektivvertragliche Versorgung durch das KV-Monopol in der Breite durchbrochen wird. Mit diesem neuen Vertrag wird nicht mehr nur ein Trippelschritt gemacht - es ist ein Sprung zu mehreren Versorgungsalternativen, und zwar sowohl für Ärzte als auch für Patienten.
Was nicht im Vertrag steht, aber für diejenigen, die ihn in der Praxis beleben müssen, mindestens genauso wichtig ist, formulierte gestern AOK-Vize Christopher Hermann: "Wir wollen den Verdruss der Ärzte überwinden. Wir wollen raus aus der Unkultur des Misstrauens und der Kontrolletti-Mentalität!"
Das sind hohe Ansprüche, zumal die AOK ein nicht unbeträchtliches Finanzrisiko eingeht. Denn der neue Vertrag, dessen Honorarvolumen auf etwa 200 Millionen Euro geschätzt wird, ist voraussichtlich nicht voll durch eine Bereinigung des KV-Budgets oder durch Einsparungen zu refinanzieren. Darum wird es Aufgabe der Hausärzte in Baden-Württemberg sein, ihren eingeschriebenen Patienten einen Mehrwert bei der gesundheitlichen Versorgung zu bieten. Wird dafür der Nachweis erbracht, dann kann ein mutiges Beispiel Schule machen.
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