IQWiG

Empfehlung zu Biomarkern sorgt für Unmut

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BERLIN. Gegensätzlich sind die Reaktionen auf die Bewertung des Nutzens von Brustkrebs-Biomarkern zur Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Dieses hatte – wie in der App-Ausgabe der "Ärzte Zeitung" berichtet – einen unklaren Nutzen attestiert. Der Bundesverband Deutscher Pathologen übt daran harsche Kritik: Verbands-Chef Professor Karl-Friedrich Bürrig meint, die Auswahlkriterien des IQWiG für die Studien würden die Fortschritte bei der Entwicklung und Validierung von Biomarkern ignorieren.

Professor Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar München, ergänzt: "Das IQWiG exerziert hier die reine Lehre auf dem Rücken von jährlich mindestens 25.000 Brustkrebspatientinnen".

Das Institut hatte eine Studie ausgewertet, die sich auf den Biomarker MammaPrint® bezieht; bei anderen Studien reiche die Datenlage nicht aus. IQWiG-Chef Dr. Stefan Lange entgegnete Kritikern am Dienstag: "Alle Vorwürfe und Unterstellungen zur Arbeit des IQWiG lenken von einem wesentlichen Punkt ab: Zu den seit mehr als zehn Jahren verfügbaren Biomarkern gibt es immer noch keine belastbaren Daten zu dem Versprechen, auf Basis ihrer Ergebnisse könnte Betroffenen mit Brustkrebs eine Chemotherapie ‚erspart‘ werden." Drei Prozent zusätzliche Rezidive oder gar Todesfälle innerhalb von fünf Jahren seien nicht wegzudiskutieren. "Dies (selbst)kritisch zu kommentieren, stünde den deutschen Fachwissenschaftlern gut an. Innovationen werden auch zukünftig dann erfolgreich sein, wenn die Evidenz überzeugt"

Der Leiter der Abteilung Molekulare Genomanalyse am DKFZ, Professor Stefan Wiemann, hält die Sichtweise des IQWiG für nachvollziehbar. Auf Basis des Tests könne es zu Fehlentscheidungen kommen, keine Chemotherapie durchzuführen.

"Wir kommen eigentlich viel zu spät", sagt der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Professor Rolf Kreienberg, der externer Sachverständiger für den IQWiG-Bericht war. Seit Jahren seien die Gentests erhältlich und Ärzte setzten sie ein, "und jetzt kommen Prüfgremien und sagen, die Studienlage und das Design der Studien reicht nicht aus, um ihren Nutzen zu beurteilen", so Kreienberg. (ami/dpa)

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