Erleichterung über Streik-Absage

2,9 Prozent mehr Gehalt und eine bessere Vergütung von Bereitschaftsdiensten. Das soll der neue Tarifvertrag Ärzten an kommunalen Kliniken bringen. Ärzte und Kliniken sind erleichtert. Doch die Zahl der Bereitschaftsdienste wird nicht reduziert.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Der Marburger Bund hat in den vergangenen Wochen Streikbereitschaft signalisiert. Jetzt kann der Arbeitskampf vermutlich abgesagt werden.

Der Marburger Bund hat in den vergangenen Wochen Streikbereitschaft signalisiert. Jetzt kann der Arbeitskampf vermutlich abgesagt werden.

© dpa

NEU-ISENBURG. Die Erleichterung bei der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) und beim Marburger Bund dürfte groß sein. Dass eine Einigung auf einen neuen Tarifvertrag ohne Streik zustande gekommen ist, hilft sicherlich beiden Seiten.

Den Kliniken drohen keine Einnahmeausfälle durch entgangene Behandlungen und der Marburger Bund kann die Streikvorbereitungen einstellen und muss die Streikkasse nicht belasten. Allerdings haben beide Seiten auch deutliche Zugeständnisse gemacht.

So musste die VKA deutlich von ihrer Verhandlungslinie abweichen, den Ärzten nicht mehr als eine Tariferhöhung von 1,48 Prozent zuzugestehen. Das hätte einer Steigerung im Rahmen der gesetzlich geregelten Krankenhausfinanzierung entsprochen.

Jetzt erhalten die Ärzte ab Januar 2012 2,9 Prozent mehr Gehalt. Das liegt aber immer noch deutlich unter den vom MB geforderten sechs Prozent. Schmerzlicher dürfte für die Gewerkschaft allerdings sein, dass sie bei den Bereitschaftsdiensten stark zurückstecken musste.

Hier hatte der MB gefordert, die Zahl der Bereitschaftsdienste auf maximal vier pro Monat zu begrenzen und diese mit einer langen Vorlaufzeit anzumelden. Das konnte nicht durchgesetzt werden.

Laufzeit bis Ende 2012

Allerdings werden die Bereitschaftsdienstentgelte ebenfalls um 2,9 Prozent angehoben und ab der 97. Stunde im Monat soll es einen Zuschlag von fünf Prozent geben.

Die Ärzte sollen über die prozentuale Tariferhöhung hinaus auch eine Einmalzahlung von 440 Euro erhalten und für Oberärzte und Chefarztstellvertreter wurden Verbesserungen in der Entgelttabelle vereinbart.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 16 Monaten bis Ende 2012. Die Verhandlungen waren im September 2011 aufgenommen und vom Marburger Bund Anfang Dezember abgebrochen worden.

Damit der neue Tarifvertrag in Kraft treten kann, müssen ihm jetzt noch die Große Tarifkommission des MB - sie tagt am Samstag - sowie die Gremien der VKA zustimmen. Diese treten am Montag zusammen.

Der Vertrag gilt für etwa 50 000 Ärzte an etwa 600 kommunalen Kliniken.MB-Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag nannte die Eckpunkte einen guten Ansatz , "um zu einem Tarifkompromiss zu kommen".

VKA-Verhandlungsführer Joachim Finklenburg sprach von einer großen Chance, "einen vertretbaren Tarifabschluss ohne Streik zu erreichen".

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung