Projekt „MakersVsVirus“
Faceshields aus dem heimischen 3D-Drucker
Als sein Vater für die Praxis verzweifelt nach Schutzkleidung suchte, hatte Friedemann Neuhaus eine Idee: Warum Visiere im 3D-Druck nicht selbst herstellen? In „MakersVsVirus“ fand er die passende Initiative dafür.
Veröffentlicht:Mainz. In privaten Hobbykellern, im Wohnzimmer oder Vereinsräumen stellen Freiwillige seit Wochen Faceshields (Gesichtsmasken) für Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen oder auch Schulen her. Dahinter steckt die Initiative „MakersVsVirus“, die Ende März ins Leben gerufen wurde, um in der Corona-Pandemie zu helfen.
Einer der Makers ist Friedemann Neuhaus aus Mainz. Zusammen mit 25 weiteren MakersVsVirus-Mitgliedern organisiert er den „Hub“ Mainz-Wiesbaden. Ein Hub ist eine Art Zweigstelle, die sich vor Ort um Herstellung und Verteilung nachgefragter Materialien kümmern. „Wir in Mainz haben bisher etwa 1600 Behelfsvisiere ausgeliefert“, sagt Neuhaus gegenüber der „Ärzte Zeitung“.
Die Idee der Eigenproduktion solcher Teile hatte der 28-jährige, um seinem Vater zu helfen. „Er betreibt eine Hausarztpraxis und wollte sich Visiere kaufen. Aber wenn sie überhaupt erhältlich waren, dann zu horrenden Preisen“, erklärt Neuhaus, der derzeit an seiner Doktorarbeit im Fach Physik an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz arbeitet.
Da kam die Organisation MakersVsVirus gerade Recht, bei der sich Neuhaus als Mitglied anmeldete Anfang April begann er in seinem Wohnzimmer mit der Produktion. Mittels eines 3D-Druckers stellt er zwei Teile des Visiers selbst her: das obere Gestell für den Kopf und eine Halterung, die am unteren Ende der Schutzfolie angebracht wird. Die Folien bekommen er und sein Team von Auftraggebern oder sie werden selbst eingekauft. Professor Matthias Schott von der Uni Mainz hat dabei einen zweiten 3D-Drucker zur Verfügung gestellt, damit Neuhaus noch mehr Visiere herstellen kann.
Material kostenlos oder zum Selbstkostenpreis
Wenn Kliniken, Praxen, Pflegeeinrichtungen oder aktuell auch Schulen Material benötigen, können Sie sich über die Website www.makervsvirus.org anmelden und eine Anfrage an einen Hub in ihrer Nähe stellen. Dort dürfen auch ausdrücklich nur Makers aktiv anbieten, die die Schutzmaterialien kostenlos oder zum Selbstkostenpreis anbieten, wie es auf der Website heißt. Bei dem Angebot handelt es sich ausdrücklich um behelfsmäßige, einfache Schutzausrüstung.
Vergangene Woche hat Neuhaus und sein Team beispielsweise hundert Faceshields an die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz ausgeliefert, die die Behelfsvisiere an Arztpraxen verteilen will. Ein paar Ärzte und Logopäden wurden direkt beliefert, 1000 Stück gingen an eine Klinik, außerdem wurden zwei Schulen versorgt, sagt Neuhaus.
Während das Mainzer Makers-Team zunächst gar nicht hinterherkam, die eingehenden Anfragen abzuarbeiten, ist mittlerweile etwas Ruhe eingekehrt. Das liegt möglicherweise daran, dass das Infektionsgeschehen derzeit einigermaßen überschaubar ist und die Spritzgussfirmen, die schneller Schilde herstellen können, wieder Kapazitäten frei haben, vermutet Neuhaus. Außerdem steht mittlerweile auch mehr professionelle Schutzkleidung zur Verfügung.
Für die ehrenamtliche Produktion und Lieferungen der Faceshields des Mainzer-Teams gab es bislang sehr viel positives Feedback, freut sich Neuhaus. Und wenn Bedarf besteht, werden die Drucker eben wieder angeworfen.
Die Initiative „MakersVsVirus“ will Ärzte, Pfleger und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen unterstützen. Hier einige Zahlen:
- Mehr als 6900 Mitglieder und 180 Hubs (Zweigstellen) in Deutschland (Stand: 15. Mai).
- Bislang Produktion und Auslieferung von über 100.000 Faceshields in Deutschland. In Österreich und der Schweiz haben sich ebenfalls Initiativen unter dem Dach von MakersVsVirus gebildet.
- Als Teil der humanitären Europe Cares Mission wurden 5000 Faceshields nach Lesbos übersandt. Für Äthiopien werden derzeit noch Spenden für Material gesammelt.