Förderung durch Innovationsfonds

Forschungsprojekt soll Pornosüchtigen helfen

Pornosucht ist ein Tabuthema und dennoch sind Tausende in Deutschland betroffen. Forscher der Justus-Liebig-Universität in Gießen wollen nun die Behandlung für Betroffene verbessern.

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Ein Mann vor dem Computer. Er schaut sich pornografische Inhalte an.

„Rund drei Prozent der volljährigen Männer in Deutschland haben eine Pornografienutzungsstörung“, so Rudolf Stark, Professor für Psychotherapie an der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen. (Symbolbild)

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Gießen. Ein Forschungsprojekt an der Justus-Liebig-Universität in Gießen will sich der gezielteren Behandlung von Pornosüchtigen widmen. „Wir wollen neue Ansätze erproben und Schlüsse für weitere Behandlungsmethoden ziehen“, sagte Rudolf Stark, Professor für Psychotherapie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und Leiter des im Juli gestarteten Projekts „PornLos“. Der Titel steht für: Pornografie-Nutzungsstörung effektiv behandeln – Leben ohne Suchtdruck. „Dafür schulen wir derzeit noch Therapeuten und suchen Teilnehmer“, sagte der Projektleiter. Mit Beginn des nächsten Jahres werden dann rund 300 Patienten in die Studie aufgenommen.

„Mit 13 Jahren habe ich das erste Mal Pornos gesehen“, erinnert sich Niklas, der in Wirklichkeit anders heißt. Mit der Pubertät schaut er immer mehr. Dann kam die Pandemie – und sein Pornokonsum „explodierte“, wie er sagt. „Von 2020 bis 2021 waren es bestimmt drei bis sechs Stunden am Tag. Es können auch gut mal acht Stunden gewesen sein, so genau weiß ich das nicht mehr.“ Der heute 25-Jährige beschloss, sich Hilfe zu suchen.

Schlechte Versorgung von Pornosüchtigen

Seine Geschichte ist kein Einzelfall: „Rund drei Prozent der volljährigen Männer in Deutschland haben eine Pornografienutzungsstörung“, sagt Stark. Etwa ein Prozent der Frauen sei von der sogenannten Pornosucht betroffen. „Studien zeigen, dass Frauen deutlich weniger Pornografie konsumieren. Damit ist für sie auch die Gefahr geringer, in eine Suchtspirale einzumünden.“

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Dass Betroffene wie Niklas professionelle Hilfe bekommen können, sei noch nicht selbstverständlich, sagt Stark. Er forscht seit mehr als 15 Jahren zu Pornografie-Konsum. „Bis jetzt ist die Versorgung sehr schlecht. Da die Störung erst vor kurzem offiziell anerkannt wurde, sind viele Psychotherapeuten darauf noch nicht gut vorbereitet.“

Das Forschungsprojekt wird Stark zufolge aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses in den nächsten dreieinhalb Jahren mit rund 5,4 Millionen Euro unterstützt. „PornLoS“ läuft demnach zunächst an acht Standorten in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Bei Erfolg werde die neue Behandlungsform bundesweit in die Regelversorgung übernommen. (dpa)

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