Kommentar
Geheime Kommandosache
Informationen über Arzneimittel, sofern sie von einem Hersteller direkt stammen, werden in Deutschland und Europa wie eine geheime Kommandosache behandelt. Die Tradition der Mediziner-Zunft, ihr Wissen um Krankheit und Therapie zu monopolisieren und zu mystifizieren, mischt sich mit der paternalistischen Sorge staatlicher Institutionen, Patienten könnten zum Opfer kommerzieller Interessen der Arzneimittelhersteller werden.
Im Grunde genommen sind derartige Informationsverbote Relikte aus vordemokratischen Zeiten. Sie entsprechen nicht den von Bürgern und Patienten selbst artikulierten Interessen, nicht ihren Fähigkeiten - und noch nicht einmal der Attitüde der praktizierenden Ärzte, die ganz überwiegend die Kooperation mit dem informierten Patienten bevorzugen.
Tatsache ist: Auch Patienten können mit Informationsvielfalt umgehen. Im Zweifel bleibt immer der Arzt gefragt. Höchst fragwürdig ist allerdings der immer politisch apostrophierte Anspruch auf eine sogenannte unabhängige Information. Der Verdacht liegt nahe, dass damit Wissens- oder zumindest Interpretationsmonopole eingerichtet werden sollen. Dass Standesvertretungen dabei an oberster Stelle mitmischen, zeigt: Es geht auch um Macht.
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