Bertelsmann-Studie

Gemischte Reaktionen auf Kassenfinanz-Prognose

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Gütersloh. Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Entwicklung der Kassenfinanzen und daraus zu ziehenden Konsequenzen stößt auf gemischte Resonanz.

So reagierte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, extrem verärgert auf die Vorschläge der Stiftung zur Kostenreduktion im Krankenhauswesen.

Es stehe außer Zweifel, dass die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt auch in Zukunft die Bereitstellung ausreichender Mittel erfordern, so Baum in einer Stellungnahme.

Durch die Revitalisierung einer Kostendämpfungsphilosophie könne die Qualität im deutschen Gesundheitswesen nicht gewährleistet werden. „Ein Medienkonzern, der sich in innovativen Bereichen bewegt, sollte für das Gesundheitswesen keine rückwärtsgewandten Vorschläge machen“, so Baum.

Die Fallausgaben in deutschen Kliniken seien im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich und der Ausgabenanteil des stationären Bereichs mit ca. 32 Prozent seit Jahren stabil, sagt Baum.

Grüne sehen Politik-Versagen

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Maria Klein-Schmeink, fordert eine verlässlichere und gerechtere Finanzierungsbasis für die GKV. „Nur durch die Beteiligung aller an der solidarischen Finanzierung kann unser Gesundheitswesen die kommenden Herausforderungen stemmen“, sagt Klein-Schmeink.

Sie sieht aber auch ein gesundheitspolitisches Versagen der großen Koalition. In den vergangenen Monaten und Jahren seien erhebliche Mehrbelastungen für die gesetzliche Krankenversicherung beschlossen worden.

Die Kassen rechneten bis 2022 mit Mehrausgaben bis zu 30 Milliarden Euro. Doch eine gezielt bessere Versorgung sei nicht in Sicht. „Gesundheitsminister Jens Spahn bleibt an dieser Stelle wie auch für eine nachhaltige und gerechte Finanzierung entscheidende Antworten schuldig, kritisiert Klein-Schmeink.

Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung drohen den gesetzlichen Krankenkassen in einigen Jahren wieder Defizite. Im Jahr 2040 werde sich das Minus auf fast 50 Milliarden Euro belaufen, wenn die Politik nicht frühzeitig gegensteuere, heißt es in einer am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Berechnung. (chb/dpa)

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