Niedersachsen

Gestiegene Arzneikosten entzünden Streit

Dass die Ausgaben für Arzneimittel in Niedersachsen um 4,8 Prozent gestiegen sind, stößt den Ersatzkassen sauer auf. Die KV weist die Kritik zurück.

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Der Ausgabenanstieg von 4,8 Prozent ist den Ersatzkassen zu viel.

Der Ausgabenanstieg von 4,8 Prozent ist den Ersatzkassen zu viel.

© Patrick Pleul / dpa

HANNOVER. "Voreilig und überzogen" findet der zweite Vorsitzende der KV Niedersachsen (KVN), Hausarzt Dr. Jörg Berling, die Kritik am Verordnungsverhalten der niedergelassenen Ärzte im Land.

"Eine leicht überdurchschnittliche Steigerungsrate bei den Arzneimittelausgaben mag aus Kassensicht ärgerlich sein. Doch das heißt noch nicht, dass die unbegründet sind!", erklärte Berling. Er fordert einen differenzierten Blick auf die Verordnungen.

Ende Dezember hatte Niedersachsens vdek-Landesleiter, Jörg Niemann, die gestiegenen Arzneimittelkosten im Land kritisiert.

Zum Stichtag 31. Oktober 2013 lagen die Ausgaben für Arzneimittel in Niedersachsen bei rund 2,3 Milliarden Euro und damit um etwa 100 Millionen Euro, beziehungsweise 4,77 Prozent über dem Level im Vergleichszeitraum 2012.

Im Bundesschnitt sei um mehr als ein Prozentpunkt weniger verordnet worden. Die Steigerung im Nordwesten sei indessen "medizinisch nicht erklärbar", so Niemann.

Differenzierte Betrachtung gefordert

Berling kritisierte Niemanns Rechnung als ein Festklammern an Durchschnittszahlen und forderte eine differenzierte Betrachtung.

Die Steigerungsraten in den einzelnen Bundesländern liegen zwischen 2,43 Prozent in Bremen und 7,02 Prozent in Hamburg, argumentierte der zweite Vorsitzende der KVN.

In Berlin sind die Ausgaben sogar um 2,62 Prozent gesunken. "Angesichts dieser gewaltigen Spreizung einfach den arithmetischen Mittelwert zu ziehen und alles, was darüber liegt, als unwirtschaftlich zu brandmarken, geht völlig an der Sache vorbei", so Berling.

Wenn man das Verordnungsgeschehen beurteilt, müssten auch etwa die Pro-Kopf-Ausgaben je Patient verglichen werden, eventuelle Nachholbedarfe und das Verhältnis von Einwohner pro Arzt, sowie die Möglichkeit das Strukturverträgen in manchen Bundesländern ihre Spuren in der Verordnungsstatistik hinterlassen oder bestimmte Krankheiten, die in manchen Landstrichen verbreiteter sind.

"Dies sind die Fragen, denen man sich zuwenden sollte, statt in billige Polemik zu verfallen", so Berling.

Sollte sich im Übrigen noch herausstellen, dass die niedersächsischen Vertragsärzte viele rabattierte Arzneimittel verordnet haben, könne, "das ganze Bild sowieso noch kippen", so Berling. (cben)

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