WifOR-Institut

„Gesundheit zieht die Wirtschaft wie eine Lokomotive“

Die Gesundheitswirtschaft wirkt in der gegenwärtigen Krise antizyklisch, das WifOR-Institut erwartet hier sogar einen Beschäftigungsaufbau.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Kräftiger Antrieb: Für die Wirtschaft ist das die Gesundheitsbranche.

Kräftiger Antrieb: Für die Wirtschaft ist das die Gesundheitsbranche.

© helmutvogler - stock.adobe.com

Insbesondere der Kernbereich der Gesundheitswirtschaft mit seinem hohen Anteil an öffentlicher Finanzierung – rund 80 Prozent – wird einen erheblichen Anteil zur Stabilisierung der Gesamtwirtschaft in der gegenwärtigen Rezession leisten. Dazu trägt auch bei, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn neun Milliarden Euro zusätzlich für die medizinische und pflegerische Versorgung mobilisieren will. Das prognostiziert der Wirtschaftswissenschaftler Professor Dennis Ostwald vom Darmstädter WifOR-Institut, das im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums die gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung erstellt.

Aus den Erhebungen weiß man, dass von jedem Euro, der in der Gesundheitswirtschaft ausgegeben wird, ein zusätzlicher Effekt an Wertschöpfung in Höhe von 80 Cent in der übrigen Wirtschaft entsteht.

Für die Krankenhausversorgung erwartet Ostwald, dass es weitgehend gelingen kann, die seit Februar verschobenen elektiven Eingriffe bis zum Jahresende nachzuholen. Die Freihaltung von Intensivkapazitäten für die Versorgung von schwererkrankten COVID-19-Patienten und die Rückstellung aufschiebbarer Behandlungen hat nach einer Umfrage des Marburger Bundes zwar zu Kurzarbeit, Arbeitszeitverkürzung oder ungeplantem Urlaub geführt.

Arbeitsspitzen in der zweiten Jahreshälfte

Das werde sich in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich umkehren und zu Arbeitsspitzen führen, sagte Ostwald im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“. Nicht ganz so eindeutig sei die Prognose für den ambulanten Sektor, in dem die Auswirkungen der Pandemie sehr heterogen seien. Wahrscheinlich würden Patienten aus Furcht vor möglichen Infektionen im Wartezimmer niedergelassene Ärzte zurückhaltender in Anspruch nehmen als vor der Pandemie. Insofern werde es schwierig sein, bis zum Jahresende die Ausfälle der Monate März bis Mai zu kompensieren.

Da Humanressourcen das wichtigste Kapital sind, bleibt die Gesundheitswirtschaft eine Jobmaschine.

Professor Dr. Dennis Ostwald, WifOR-Institut, Darmstadt

Dennoch: Aufgrund des hohen Anteils der öffentlichen Finanzierung sei das Geschäftsmodell der im Kernbereich der Gesundheitswirtschaft außerordentlich stabil. „Da Humanressourcen das wichtigste Kapital sind, bleibt die Gesundheitswirtschaft eine sichere Jobmaschine. Wahrscheinlich wird es hier sogar einen Beschäftigungsaufbau geben“, prognostiziert Ostwald.

Wie entwickelt sich der Gesundheitstourismus?

Schwieriger dürfte es für die erweiterte Gesundheitswirtschaft werden, die in manchen Regionen wir Mecklenburg-Vorpommern, einen bedeutenden Beitrag zur Gesamtwirtschaft leistet. Ob beispielsweise der Gesundheitstourismus in diesen Regionen wieder rasch anlaufe oder sogar als Substitut für den Auslandsurlaub in Betracht kommt, sei aber Spekulation.

Einen unmittelbar bevorstehenden europäischen Paradigmenwechsel erwartet Ostwald für den Arzneimittelsektor und die Versorgung mit Medizinprodukten. Es werde aller Voraussicht nach hohe Anstrengungen geben, Wertschöpfungsketten in der Produktion von Arzneimitteln, insbesondere von essenziellen Wirkstoffen von China und Indien wieder nach Europa zu verlagern. Davon könne auch der Produktionsstandort Deutschland profitieren. Dies müsse auch für die Produktion von Impfstoffen geschehen; in diesem Sektor sei China im Moment erneut schneller als Europa.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an