Kommentar
Gesundheitsreform made in USA
Wer wissen will, was harte Bandagen im Kampf um eine Gesundheitsreform sind, der verfolge die aktuelle Diskussion in den USA. Mit allen Mitteln versuchen dort die Republikaner, das zentrale Reformvorhaben der Obama-Administration zu torpedieren. So werden Bürgerversammlungen zur Gesundheitsreform nach einer sorgfältigen Choreografie lautstark von Reformgegnern gesprengt, geplante palliativ-medizinische Leistungen der öffentlichen Krankenversicherung Medicare mutieren zum "Euthanasie-Programm".
Aus Europa betrachtet, mutet die US-amerikanische Debatte skurril an: Das Gesundheitssystem verbraucht rekordverdächtige 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und leistet doch nur Spitzenmedizin für Wenige. Bis zur Immobilienkrise war bei mehr als 60 Prozent der US-Bürger, die sich überschuldet haben, Krankheit die Ursache der Insolvenz, meldete jüngst das "American Journal of Medicine". Um den Republikanern Paroli zu bieten, reaktiviert Präsident Obama seine internetbasierte Kommunikationsmaschine und wirbt um Unterstützer.
Lernen kann man daraus für die nächste Gesundheitsreform in Deutschland: Wer die innenpolitische Deutungs- und Debattenhoheit gewinnt, der bringt Reformen durchs Parlament.
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