Gewaltbereitschaft in Notaufnahmen

Gewalt gegen Ärzte und Pflegekräfte: Lauterbach fordert „saftige“ Strafen

Nach einem Angriff auf einen Arzt und eine Pflegekraft hat das betroffene Berliner Krankenhaus den Wachschutz ausgeweitet. Bundesgesundheitsminister Lauterbach schrieb auf X, die Verrohung im Umgang mit Mitarbeitern im Gesundheitswesen müsse ein Ende haben.

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Berlin. Nach einem Übergriff auf Mitarbeiter des Sana Klinikums Lichtenberg in Berlin in der Silvesternacht weitet das Krankenhaus seinen Wachschutz aus. „Ziel ist es, das Sicherheitsniveau für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spürbar zu erhöhen“, hieß es in einer entsprechenden Mitteilung vom Donnerstag. Man sei „schockiert von dem tätlichen Angriff“, der sich in der Notaufnahme ereignete.

Ein 25-jähriger Patient sowie seine beiden 16 und 20 Jahre alten Brüder hatten mehrere Mitarbeiter kurz nach Mitternacht bedroht und angegriffen. Polizeiangaben zufolge seien sie aggressiv geworden, weil der 25-Jährige aus ihrer Sicht nicht schnell genug und nicht richtig behandelt wurde. Nach Angaben der Klinik wurden ein Arzt und eine Pflegekraft bei dem Vorfall verletzt. „Wir sind froh, dass es dem betroffenen Arzt und der Pflegekraft den Umständen entsprechend gut geht“, hieß es. Sie befänden sich nicht mehr in ärztlicher Behandlung, seien aber noch nicht wieder im Dienst.

Am Mittwoch wurde ein Überwachungsvideo aus der Rettungsstelle auf X (vormals Twitter) veröffentlicht, das den Vorfall zeigt. Dabei ist unter anderem zu sehen, wie einer der Klinikmitarbeiter nach einem offenbar kräftigen Hieb zu Boden geht. Eine Krankenhaussprecherin bestätigte die Echtheit der Aufnahme, sagte aber: „Wir haben das Video nicht herausgegeben.“ Wie der Clip der Überwachungskamera an die Öffentlichkeit geraten konnte, werde derzeit überprüft.

„Erschreckende Entwicklung“

Wegen der Schwere des Angriffs werde die Klinik mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine professionelle psychologische Begleitung durchführen. Die steigende Gewaltbereitschaft in Notaufnahmen in den vergangenen Jahren sei eine „erschreckende Entwicklung“ und habe das Krankenhaus bereits dazu veranlasst, Deeskalationstrainings anzubieten. „Auf eine solch aggressive Verhaltensweise von Patienten und Angehörigen können wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allerdings nicht ausreichend vorbereiten“, hieß es weiter.

Lauterbach für harte Strafen

Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) schrieb später auf X zu dem Vorfall: „Die Verrohung im Umgang mit Rettern, Pflegekräften und Ärztinnen und Ärzten muss ein Ende haben“. Eine Erhöhung des Strafmaßes solle auf die Tagesordnung kommen. Taten dieser Art, „von Beleidigung bis zur Gewalt“, müssten „saftig“ bestraft werden. (dpa/bb/heib)

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