"Gute Medizin misst sich am Umgang mit Schwerstkranken"

Die neue Deutsche Hospiz- und PalliativStiftung will die Arbeit in den Hospizen auf eine neue Qualitätsebene heben. Dafür hat sie eine Akademie gegründet.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Ein Arzt versorgt eine Schwerstkranke im Hospiz. Eine neue Stiftung will diese Arbeit verstärkt fördern.

Ein Arzt versorgt eine Schwerstkranke im Hospiz. Eine neue Stiftung will diese Arbeit verstärkt fördern.

© Klaro

BERLIN. Hospize fördern und ihr Personal qualifizieren. Das hat sich die Deutsche Hospiz- und PalliativStiftung zum Ziel gesetzt, die sich am Freitag in Berlin konstituiert hat.

Hinter der Stiftung steht der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband, dessen Vorsitzende Dr. Birgit Weihrauch auch der neuen Stiftung vorsteht. Unterstützt wird Weihrauch in Vorstand und Stiftungsrat unter anderen von den ehemaligen SPD-Ministern Professor Herta Däubler-Gmelin und Franz Müntefering. Mit dem Anästhesiologen und Palliativmediziner Professor Friedemann Nauck sitzt auch ein Arzt im Stiftungsrat.

In Deutschland gebe es große Defizite bei der Versorgung der Bevölkerung mit den Dienstleistungen von Hospizen und Palliativmedizinern, sagte Weihrauch vor Journalisten in Berlin. Schwerpunkt der Stiftungsarbeit werde daher die Fortbildung der in der Hospiz- und Palliativarbeit tätigen haupt- und ehrenamtlichen Helfer sein. Auf etwa 80.000 ehrenamtliche Helferinnen zählt der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband, dem rund 1000 Hospize angehören.

Die gemeinsam mit der Stiftung gegründete Akademie vernetzt Fachleute aus Medizin und Pflege mit den Hospizen und deren Landesverbänden, aber auch mit der Sozialarbeit und der Seelsorge. Dazu zählen auch Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, und Franz Wagner vom Deutschen Pflegerat.

Weihrauch wies darauf hin, dass die neue Stiftung nicht in Konkurrenz zur Deutschen Hospizstiftung und zur Deutschen PalliativStiftung arbeiten wolle. Sie hebe sich insofern von diesen Organisationen ab, dass sie jeden eingenommenen Cent für die Arbeit in Hospizen aufwenden werde.

Gute Medizin messe sich am Umgang mit Schwerstkranken, sagte die Schirmherrin der Stiftung, Ulla Schmidt. Hier habe Deutschland Nachholbedarf.

Darauf, dass die Menschen alt und gleichzeitig von vielen Krankheiten geplagt würden, seien viele Helfer nicht vorbereitet.

Sterben werde zum Wirtschaftsfaktor, darauf machte Franz Müntefering aufmerksam. In 30 Jahren werde die Arbeit in den Hospizen eine volkswirtschaftlich bedeutende Dimension haben.

Die angesehene britische Zeitschrift "The Economist" hat 2009 die "Qualität des Todes" in den Ländern der Union unter die Lupe genommen. Großbritannien kam auf den ersten Platz, Deutschland auf den achten.

Bei der Verfügbarkeit der Palliativversorgung sah es für das deutsche Gesundheitswesen noch schlechter aus: Es reichte nur zum 18. Platz hinter Polen, Italien und Estland.

Lesen Sie dazu auch: Neue Stiftung fördert Arbeit in Hospizen

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