Bevölkerung informieren

Hamburg startet Kampagne zu Antibiotika

Hamburg plant ein ganzes Bündel von Schritten im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen. Sie sollen bereits laufende Maßnahmen verstärken. KV und Ärztekammer unterstützen die Ideen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. Beim Antibiotika-Einsatz liegt Hamburg im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld – allerdings mit einigen lokalen Ausreißern, für die man noch keine Erklärung hat.

Und: Mehr als 40 Prozent der Rezepte werden für Reserve-Antibiotika ausgestellt, die eigentlich nur im Ausnahmefall zum Einsatz kommen sollen.

Die Hamburger Landeskonferenz zur gesundheitlichen Versorgung geht dieses Thema nun an, indem sie alle Akteure ins Boot holt: Neben Ärzten, Apothekern, Patienten und anderen auch Krankenkassen und Krankenhausgesellschaft. Ziel ist neben einer besseren Aufklärung der Bevölkerung auch, dass das Thema in Fort- und Weiterbildungen von Gesundheitsberufen stärker in den Blickpunkt rückt.

"Ich hoffe, dass wir mit unserer Strategie den Antibiotikaverbrauch deutlich verringern können", sagt Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).

Um ihr Ziel zu erreichen, setzt sie unter anderem auf eine Öffentlichkeitskampagne. Damit soll die Bevölkerung darüber informiert werden, wann Antibiotika sinnvoll sind und wann nicht.

Abreißblocks und Plakate

In der gesamten Stadt wird zum Thema plakatiert, in Arztpraxen und Apotheken werden Abreißblocks mit mehrsprachigen Informationen ausliegen, die erklären, wann ein Antibiotikum nicht indiziert ist. Andere Maßnahmen richten sich gezielt an die Gesundheitsberufe.

Ärzte sollen dafür gewonnen werden, einen Schnelltest zur Unterscheidung von viralen und bakteriellen Infektionen stärker einzusetzen. Dieser Test wird ab Juli von allen gesetzlichen Kassen bezahlt.

Damit soll auch die gezielte Auswahl des richtigen Antibiotikums unterstützt werden – derzeit werden zu häufig Breitbandantibiotika eingesetzt und damit die Resistenzentwicklung gefördert.

Wirkung noch steigern

Die KV Hamburg plant, die niedergelassenen Ärzte im Rahmen der Pharmakotherapieberatung intensiver über das Thema zu informieren und ein regelmäßiges Feedback über Antibiotikaverordnungen relevanter Arztgruppen einzuführen.

Allerdings ist das Problem in Hamburg schon seit einiger Zeit erkannt. Erste Erfolge sieht der KV-Abteilungsleiter Praxisberatung, Dr. Andreas Walter, etwa durch die schon umgesetzten Maßnahmen der KV.

Die hatte ein Bündnis für gezielte Antibiotikatherapie etabliert, eine Patienteninformation aufgelegt und Fortbildungen für Ärzte angeboten. Walter erwartet, dass sich die Wirkung dieser ersten Schritte durch das Maßnahmenbündel der Landeskonferenz verstetigen lässt.

Insbesondere die Einbeziehung der Öffentlichkeit überzeugt ihn: "Insofern begrüßen wir die Initiative ausdrücklich." Auch die Ärztekammer Hamburg spricht von einem "wichtigen Baustein."

Die Landeskonferenz erwartet zum Beispiel, dass der Austausch zwischen den Berufsgruppen verbessert wird, etwa durch Etablierung gemeinsamer Fortbildungsveranstaltungen.

Außerdem sollen alle Heilberufe das Thema Antibiotika auch in anderen, thematisch passenden Fort- und Weiterbildungen regelhaft ansprechen.

Um die weitere Entwicklung zu beobachten und bei Bedarf punktuell aktualisieren zu können, haben sich die Beteiligten zu regelmäßigem Datenaustausch verpflichtet. Das Monitoring soll helfen, den Erfolg der Kampagne zu überprüfen.

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